: Ignalina und Tschernobyl am Netz
■ In Rußland 135 AKW-Störfälle in diesem Jahr
Vilnius/Tschernobyl (dpa/afp) – Die Atomkraftwerke Ignalina in Litauen und Tschernobyl in der Ukraine sind am Dienstag abend wieder ans Netz gegangen. In Vilnius sagte Litauens Staatsoberhaupt Vytautas Landsbergis gestern, das größte AKW der früheren Sowjetunion müsse wegen der Energiekrise in Betrieb bleiben: „Litauen will andere, zuverlässige Energiequellen suchen, aber dafür brauchen wir Zeit.“ Auch die Ukraine begründet die fortgesetzte Nutzung der Atomkraft mit akutem Energiemangel.
In Tschernobyl nahm der dritte Reaktorblock nach Auskunft eines Sprechers am Dienstag um 18.45 Ortszeit (16.45 MEZ) den Betrieb auf und produzierte bis gestern morgen bereits eine Million Kilowatt. Möglicherweise solle auch der erste Block von Tschernobyl wieder aktiviert werden, in dem zur Zeit alle Steuer- und Absperrventile ausgetauscht werden.
Der zweite Block von Ignalina war abgeschaltet worden, nachdem in der vergangenen Woche zweimal Lecks im Kühlsystem gefunden wurden. Bei dem ersten Zwischenfall flossen 200 Liter radioaktiv verstrahltes Wasser in den Kraftwerksinnenraum. Der andere Block produziert wegen Wartungsarbeiten zur Zeit keinen Strom.
Allein in den Atomkraftwerken Rußlands hat es seit Anfang des Jahres 135 Störfälle gegeben. Dies berichtete am Dienstag die Nachrichtenagentur Itar-Tass unter Berufung auf das Ministerium für Atomenergie in Moskau. „Nur“ 13 Störfälle seien entsprechend der internationalen Skala für nukleare Zwischenfälle als „gravierend“ bewertet worden. Diese Pannen wurden den Berichten zufolge auf der sieben Stufen zählenden Skala mit Stufe eins oder zwei klassifiziert. Die übrigen 122 Störfälle seien weniger bedeutend gewesen, hieß es aus dem Atomenergie-Ministerium.
Nur in einem einzigen russischen AKW habe es keinen Störfall gegeben: beim einzigen schnellen Brüter des Landes in Belojarsk. Störfälle in den übrigen Atommeilern der ehemaligen Sowjetunion, die sich in der Ukraine oder in Litauen befinden, wurden von dem Bericht des russischen Ministeriums nicht erfaßt.
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