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■ Das PorträtÁrpád Göncz

Er ist Dichter und Dramatiker und studierte Jura. Er schlug sich als Hilfsarbeiter und Übersetzer durch. Am 2.Mai 1990 wurde Árpád Göncz vom ungarischen Parlament zum Staatspräsidenten gewählt.

Der 1922 Geborene beteiligte sich an der Revolution von 1956 und wurde nach dem Einmarsch der Sowjetarmee in einem berüchtigten Prozeß zusammen mit dem Philosophen und Historiker István Bibó zum Tode verurteilt. Im Zuge einer Amnestie kam er 1963 frei, nachdem das Urteil in lebenslängliche Haft umgewandelt worden war.

Göncz, Mitglied der größten parlamentarischen Oppositionspartei Bund Freier Demokraten (SZDSZ), wurde von der Regierungspartei Ungarisches Demokratisches Forum (MDF) als Staatspräsident nicht nur akzeptiert, weil der SZDSZ im Gegenzug versprach, das MDF in der schwierigen Phase der Umgestaltung zu unterstützen. Regierungschef József Antall erklärte im Mai 1990 auch, er kenne für den Posten des Staatspräsidenten niemand Geeigneteren als Göncz. Doch mittlerweile sähe Antall den seit zwei Jahren populärsten Politiker des Landes am liebsten abgesetzt.

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Göncz, dessen besonnenes, ausgleichendes Wesen ihm (und Ungarn) international zu hohem Ansehen verhalf, hat mehr als jeder andere ungarische Politiker zu einer demokratischen Entwicklung in seinem Land beigetragen. Das freilich hieß für ihn auch, willkürliche Maßnahmen Antalls – wie die Absetzung der regierungskritischen Rundfunk- und Fernsehintendanten – zu verhindern. Die zurückhaltende Art, in der Göncz demokratische Umgangsweisen verteidigte, mag Antall angestachelt haben, den Staatspräsidenten immer wieder in kleinlicher Weise zu provozieren.

Spätestens als Göncz sich im vergangenen Jahr im Namen des ganzen Landes für rassistisch motivierte Überfälle auf Ausländer bei diesen persönlich entschuldigte, wird er von Ungarns Rechtsextremen als „bolschewistischer Jude, gesteuert von Tel Aviv und Washington“ beschimpft. So am vergangenen Wochenende, als Neonazis ihn hinderten, eine Rede zum Nationalfeiertag zu halten. Antall hat sich von diesen antisemitischen Ausfällen, die Göncz offenbar zutiefst verbitterten, nur halbherzig distanziert. Der Regierungschef könnte so dazu beitragen, daß Ungarn seine einzige Integrationsfigur verliert. Keno Verseck

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