Flirtende Dinosaurier, lebensecht

■ Die muntersten Dinosaurier, die Bremen je sah - demnächst im Überseemuseeum

Flirtende Dinosaurier, lebensecht

Die muntersten Dinosaurier, die Bremen je sah — demnächst im Überseemuseum

Mein Dino und ich... Foto:K.H.

Die Lady flirtet, keine Frage. Augenzwinkernd verdreht sie ihren meterlangen Hals und legt den Kopf schief. Ein zarter, knurriger Kehllaut begleitet neuerliches Augenzwinkern. Schade, daß die Dame mindestens 140 Millionen Jahre alt ist, und so groß!

Götz Erikson tätschelt dem siebeneinhalb Meter langen Apatosaurus die Silikonschulter und stellt den Ton leiser. Der Techniker hat alle Hände voll zu tun: Bis die Ausstellung „DINOS im Überseemuseum“ am 5. November startet, müssen auch der Muttaburrasaurus, der Tyrannosaurus Rex und die anderen Riesen-Saurier einwandfrei funktionieren. Noch stehen die insgesamt zwölf Dinosauriermodelle — sechs große und diverser Nachwuchs — erstarrt in einem Chaos von Brettern, Fo

hier foto Stahl-Dinosaurier

mit Mensch

totapeten und Werkzeug. Ab nächste Woche werden sie in der zweiten Etage des Überseemuseums stampfen, brüllen und ihren Nachwuchs bewachen. Alles ganz lebensecht.

Die beweglichen Dino-Modelle wurden in Japan von WissenschaftlerInnen erbaut, nach Originalfossilen rekonstruiert. „Und wenn jemand etwas Neues über die Ohrform des Tyrannosaurus herausbekommen hat, dann kriegt unser Tyrannosaurus eben neue Ohren“, sagt Organisatorin Margit Zöllner von der Berliner Firma Worsch & Woite, die die Exponate aus dem „Natural History Museum, London“ nach Deutschland holte.

Wie eine Mischung aus Nashorn und Elefant mit Papageienschnabel sieht der wuchtige Triceratops aus. Dabei ist das trampelnde Modell gerade mal dreiviertel so groß wie das lebende Vorbild.Mit einem Ruck reißt der Techniker dem Riesen den Bauch auf. Im Inneren verbirgt sich ein Stahlgerüst, eine Menge Schaumstoff, Leitungen, Zähler, Druckrohre. Die fließenden Bewegungen kommen durch Druckluft zustande; gesteuert werden sie per Computerchip. Und so beäugt die Maiasaura mit ihrem entenartigen Schnabel die gerade geschlüpften Minisaurier samt hüpfender Dino-Eier, und so weicht man automatisch einen Schritt zurück, wenn der Tyrannosaurus Rex — als einziger Fleischfresser mit einem furchterregenden Gebiss ausgestattet — brüllend das Maul weit aufreißt. „Manchmal mußte ich schon nachts an denen was reparieren - da war mir richtig unheimlich“, gesteht Götz Erikson. Ansonsten hat die Aufbautruppe aber ein eher liebevolles Verhältnis zu den Viechern, und in dem ganzen Streß lehnt sich auch schon mal jemand ermattet an eine Dinosaurier-Schulter.

Doch die Dinos stehen nicht nur planlos in der Gegend rum, womöglich in lieblos imitierter Natur: „Wir wollen keine billige Kulisse“, sagt der Bühnenbildner Wolfgang Starke. Stattdessen bastelt er noch an einer Stadtkulisse herum — denn das Thema der Austellung wird in Bremen Stadt - Dinosaurier sein. „Wir wollen einen Bezug vom Aussterben der Saurier zum Verbleib der Menschen auf der Erde herstellen“, erklärt Starke. In einer der früheren Ausstellungen wurden die Dinos auch schon mal neben Schrotthalden plaziert. Nach dem Gang durch einen Zeittunnel werden sich die BesucherInnen hier in King- Kong-artigen Visionen wiederfinden — Dinos im Zimmer nebenan, Dinos vor Hochhauskulisse, Dinos vor Zeitungsartikeln über die Öko-Katastrophe. Über Stege wird der Weg geführt, mal erschließt sich ein Blick von oben, mal durch ein Fenster — auch auf die Menschen. Starke: „Der Voyeurismus soll sich ganz bewußt auch auf die anderen Besucher ausweiten.“

Begleitet wird der Dino-Erlebnisraum durch eine wissenschaftliche Begleitausstellung. Gleich nebenan ist ein „Kamerasaurier“ aufgebaut: Das nackte Stahlgerüst eins Apatosaurus- Halses und —Kopfes windet sich hin und her — in das Auge ist eine Kamera eingebaut, und der Dinosaurierblick ist auf einem Monitor mitzuverfolgen. Die Bewegungen lassen sich von den BesucherInnen selbst steuern — besonders beliebt ist die „Brüllen“-Taste. Eine Ausstellung über Dino- und Drachenkultur — alte „Godzilla“-Filmplakate, chinesische Drachenbilder und Comic-Zeichnungen — und der Film „In einem Land vor unserer Zeit“ von Steven Spielberg runden die Dino-Ausstellung ab. In Bonn und Wiesbaden hat sie bisher 660.000 BesucherInnen angelockt... S. Kaiser