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Freie Hansestadt Böblingen?

■ Die Grünen und das Sanierungsprogramm, vgl.S.34

Die Diskussion um das Bremer Sanierungsprogramm im Konsul-Hackfeld-Haus ließ zumindest eine Frage offen, die Rudolf Hickel stellte: Wie erklären wir den Leuten in Böblingen oder Schwerin, warum sie sich eine Freie Hansestadt etwas kosten lassen sollen? Ja, warum eigentlich? Dahinter steht eine größere Frage, nämlich: Warum sollen WIR uns eine Freie Hansestadt etwas kosten lassen, und warum? Diese Frage scheint in Bremen tabuisiert zu sein.

Der Vertreter der Handelskammer, Porschen (manchmal versehentlich als Porsche angeredet) meinte, man könne noch die Graphothek und einige Lehrer einsparen. Hickel meinte, Bremen sei in Kultur und Bildung ojnehin nicht überdurchschnittlich ausgestattet. Also wo liegt eigentlich der Unterschied zwischen Bremen und einer normalen deutschen Stadt? Wo liegen die Vorteile der Selbständigkeit Bremens, insbesondre wenn Bremen finanziell weniger Handlungsspielraum hat als manche anderen deutschen Städte?

Porschen wies darauf hin, daß Bremens Bevölkerung schrumpfte, während das Umland erheblich wuchs, ebenso die Gewerbeansiedlungen im Umland. Wäre diese Entwicklung nicht vernünftiger zu steuern, wenn Bremen und Umland zu einem land gehörten? Selbst die Vereinigung einer viel größeren Stadt wie Berlin mit dem Umland Brandenburg wird bereits diskutiert. In Bremen dagegen wurde selbst der Ausbau einer Brücke zwischen Bremen und Liliental zum spezifisch hanseatischen Problem. Ist dies noch mittelalterliche Zugbrückenpolitik oder schon deutsche Kleinstaaterei?

Sicher ist die Erhaltung und Stärkung regionaler und kommunaler Eigenheiten gerade nach Maastricht wünschenswert. Insgesamt wäre es sinnvoller, sich für die Stärkung kommunaler Selbstverwaltung einzusetzen statt anachronistischem Hanseatentum nachzuhängen. Prof. Dr. Ullrich Boehm.

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