: Soundcheck: Test Department / The Dave Brubeck Family project
SOUNDCHECK
Heute abend: Test Department. Sozialistischen Krach konnte man das einmal nennen, was Test Department machten. So trommelten sie 1985 mit dem South Wales Striking Minors Choir auf Benefiz- Veranstaltungen die Rechte der Arbeiter ein. Alles, was man in Fabriken an Metallenem so finden konnte, diente der lautstarken Instrumentalisierung ihres Gedankenguts. Später gründeten sie das ironisch betitelte Ministry Of Power, eine Organisation, mit der sie die „vorherrschende kulturelle Mittelmäßigkeit“ ins Visier nahmen. Mit Bildhauern, Schauspielern und Dramatikern inszenierten sie die visuelle Seite ihrer modernen Arbeitermusik. Fünf Jahre später und mehr als zehn Jahre nach Bandgründung gibt es das Ministerium zwar noch, allerdings haben Test Dept. wie etliche Industrial-Combos (Coil, Psychic TV) den Weg auf den Dancefloor gefunden. Mit Unterstützung von Projektionen und Underground-DJs kreieren Test Dept. heute „Abstract Dance Music“. Ob sie genau so gut an Knöpfchen drehen können, wie auf Gegenständen rumkloppen, wird sich zeigen. gag
Fabrik, 21 Uhr
Heute abend: The Dave Brubeck Family project. Stilistisch war der 72jährige Pianist aus Kalifornien nicht einer der Pioniere des zeitgenössischen Jazz. Aber er war immer ein Einzelgänger, und, wie sein langjähriger Lehrer Darius Milhaud behauptete, ein sympatischer Einzelgänger. Seine so nett klingenden Kompositionen haben sich ein Publikum vor allem bei der „intellektuellen Mittelschicht“ verschafft. Vor vierzig Jahren schaffte Brubeck es sogar, als zweiter Jazzer nach Amstrong, auf die Titelseite des Time-Magazine zu kommen. Den nachfolgenden Generationen wird er mit „Take Five“ und „Blue Rondo à la Turk“, sowie mit seinen Konversationen mit dem Saxophonisten Paul Desmond, in Erinnerung bleiben. Seit den 70er Jahren tritt Brubeck mit seinen Söhnen Dan, Matthew und Chris auf. Auf das „Familien-Projekt“ muß das Publikum heute erstmal warten. Zunächst tritt Dave mit seinem Quartett, dann die Brüder Dan und Matthew mit ihren Gruppen auf. Nikos Theodorakopulos
Schauspielhaus, 21 Uhr
Außerdem: Blufunk mit Hut, das kann nur Keziah Jones sein (Markthalle, 21 Uhr). Jazz-Blues-Jazz- Liebhaber zwängen sich heute nacht ins Aftershave bei Robben Ford (20 Uhr). Tanzgitarren-Rock mit Melodie-Empfehlung schlußendlich von Sleeping Dogs Wake im Kaiserkeller (21 Uhr).
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