"Meilenweit an der Zielgruppe vorbei"

■ Debatte um Asylpolitik an der Gewerbeschule 6 / Republikaner waren nicht eingeladen, einige Schüler fanden das "doof"

an der Gewerbeschule 6 / Republikaner waren nicht eingeladen, einige Schüler fand das »doof«

Der Schulleiter Herbert Heitmann war ganz zufrieden. Solange wie gestern hätten noch nie so viele seiner Schüler nach dem Unterricht freiwillig zugehört. Drei Stunden diskutierten am Mittwoch mittag 300 Schüler der Gewerbeschule 6 mit Politikern und Gewerkschaftern über Asylpolitik. Organisiert hatte die Debatte ein schulinterner „Arbeitskreis gegen Rassismus“, der sich nach den Krawallen von Rostock spontan gebildet hatte. Er versucht seither, der ausländerfeindlichen Stimmung unter der Schülerschaft in Gesprächen und verständlich aufgearbeiteten Zahlenmaterial Herr zu werden.

Die gestrige Podiumsdiskussion war der vorläufige Höhepunkt der Aktivitäten. Zuvor war in einer internen Abstimmung geklärt worden, ob die Republikaner eingeladen werden oder nicht. Eine knappe Mehrheit entschied sich dagegen. Anlaß für den rechten Hamburger Landesverband, hier noch einmal nachzustoßen. Dienstag früh verteilten die Reps vor dem Tor der Schule ein Flugblatt, in dem sie ihre Ausladung als „undemokratisch und empörend“ beklagten.

Auf dem Ohr zeigte sich ein Teil der Gewerbeschüler offenbar empfänglich. Während drinnen VertreterInnen von CDU, SPD, DGB, GAL und PDS die aktuelle Debatte um die Grundgesetzänderung wiederholten, zeigten sich Schüler im Gang eher gelangweilt. Jan (17) und Angus (18) zum Beispiel waren der Meinung, sie könnten sich so etwas auch im Fernsehen angucken. Sie hätten eine direkte Diskussion unter linken und rechten Schülern besser gefunden. Auch daß die Reps nicht eingeladen wurden, fanden sie „doof“.

„Das Diskussionsniveau geht an den Malerschülern meilenweit vorbei“, urteilte auch der für den Politikunterricht zuständige Fachlehrer Erwin Temme. Gerade die, die „Ausländer raus“ schrien, hätten den Saal als erste verlassen. Und davon gebe es in den Klassen leider nicht wenige. Unter den Malern und Lackierern, die wegen des Blockunterrichts größtenteils nicht anwesend waren, gebe es auch eine Gruppe von zehn bis 15 Skins.

Gegen Ende nahm die Diskussion einen etwas anderen Verlauf. Der allzu pauschale Vorwurf einer Schülerin, die Politiker seien allesamt unglaubwürdig und hätten keine Lösung für „die Probleme“ anzubieten, brachte die GAL-Vertreterin Anna Bruns auf die Idee zurückzufragen. Was sie den damit meine? Es folgte die Geschichte einer befreundeten Familie, die fünfmal eine Wohnung nicht bekommen hatte, weil Ausländer den Vorzug bekamen. Die Erklärung, daß Ausländer generell die kleinsten und schlechtesten Wohnungen bekommen, stellte sie aber zufrieden: „Sowas muß man halt wissen“ Kaija Kutter