: Neue Drogenberatungsstelle in Bremen-Nord
■ Gesundheitssenatorin: Umsetzung der Dezentralisierung ist Verdienst des Stadtteils
In Bremen-Nord wurde gestern offiziell die erste regionale Drogenberatungsstelle eröffnet. „Dies war nur möglich, weil hier manches anders ist als in anderen Stadtteilen“, lobte Gesundheitssenatorin Irmgard Gaertner die aufgeschlossene Haltung von Beiräten, Parteien und Ortsamtsleiter Kammeier in Vegesack. „Bremen-Nord sieht sich traditionell als eigenständiges Gemeinwesen und nimmt auch die Verantwortung für das ungeliebte Problem der drogenabhängigen und — gefährdeten BürgerInnen an“, so die Senatorin.
Anderthalb Jahre arbeiten die Mitarbeiter der „drobs“ schon am Aufbau einer Dependance in Bremen-Nord: mit einem Schreibtisch im Präventionszentrum der „Bremer Hilfe“ und aufsuchender Sozialarbeit. Deshalb konnten sie zur Einweihung ihrer neuen Räume in der Georg-Gleistein-Straße 13 bereits erste Erfahrungen schildern. 220 Klienten werden von den beiden Sozialarbeitern (zuzügl. einer halben Verwaltungsstelle) betreut. Dabei schätzt drobs-Mitarbeiter Heinz Feja die Szene auf 400 bis 450 Drogenabhängige in den Bremen-Norder Stadtteilen, das ist immerhin fast ein Viertel der 2.000 Bremer Junkies.
Die Drogensüchtigen in Bremen-Nord sind sehr viel jünger als in der Stadtmitte. Der Anteil der 18-bis 20jährigen ist besonders hoch. Viele von ihnen gelten als „Neueinsteiger“, weil ihr Drogenkonsum zwei Jahre noch nicht übersteigt. Besondere Erfolge hatte die Arbeit der Streetworker dann auch bei den Jugendlichen, die auf dem Weg vom Heroin-Rauchen zum —Spritzen in das bekannte Fixer-Elend abzurutschen drohten, die bisher aber noch bei ihren Eltern wohnten. Sie wurden in Therapien vermittelt, 40 kamen ins Bremer Methadon- Programm. Drei Viertel der drobs-Klienten hatten zuvor noch nie Kontakt zu Beratungsstellen oder Therapieeinrichtungen.
Ein Großteil der Bremen- Norder drobs-Klientel stammt aus den Siedlungen des Sozialen Wohnungsbaus. Besonders auffällig sei, so Heinz Feja, daß ihr Drogengebrauch Bestandteil von Gruppenverhalten wird, so daß Jugendliche im Umfeld solcher Gruppen als drogengefährdet angesehen werden müßten. Feja: „Wir haben viele unserer Klienten zu Hause aufgesucht und so zu einigen anderen Kontakt bekommen; aber auch zu den Eltern, die froh waren, daß jemand auf sie zukam.“ Parallel zum Aufbau ihrer Beratungsstelle hat die drobs so bereits einen Elternkreis in Bremen- Nord installiert.
Für Räume und Mitarbeiter dieser ersten regionalen Beratungsstelle ist die Finanzierung bis Ende 1993 sicher. „Bis Anfang 1994 wird“, so der Landesdrogenbeauftragte Guus van der Upwich, „auch die Dezentralisierung nach West und Süd umgesetzt sein.“ Die bisherigen ABM-Mitarbeiter für den Aufbau dieser Büros haben bereits Übernahmeerklärungen, nach entsprechenden Räumen werde gesucht. In einer zweiten Stufe soll dann der Regionalisierungsschwerpunkt im Osten ausgebaut werden ra
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