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Zehntausende gedenken der Reichspogromnacht

■ Grüne fordern den Schluß der Asyldebatte

Bonn/Berlin (AFP/AP/dpa) – In ganz Deutschland erinnerten gestern Zehntausende von Menschen mit Demonstrationen, Mahnwachen und Gedenkfeiern an die Reichspogromnacht gegen die deutschen Juden am 9. November 1938. Zu einem Rock-gegen-Rechts-Konzert in Köln wurden gestern abend bis zu 30.000 Menschen erwartet. In Berlin wurde der Grundstein für ein Jüdisches Museum gelegt. Bei der Enthüllung einer Gedenktafel für eine zerstörte Synagoge in Berlin- Schöneberg sagte der Vorsitzende der Berliner Jüdischen Gemeinde, Jerzy Kanal: „Die Nachwelt muß wissen, was damals geschah.“ Man müsse sich „große Sorgen machen über das, was in Deutschland heute geschieht.“

Der Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland, Ignatz Bubis, rief zu mehr Härte gegen rechtsradikale Gewalttäter auf. SPD-Vorsitzender Björn Engholm forderte ein gemeinsames Vorgehen aller demokratischen Kräfte zum Schutz von Freiheit und Menschenrechten. Die Grünen forderten, „mit der verantwortungslosen Asyldebatte endlich Schluß zu machen, weil diese Debatte den Brandstiftern Argumente liefert“. Verschiedene Flüchtlingsorganisationen protestierten gegen die geplante Abschiebung von Roma-Flüchtlingen nach Rumänien. Karin Reemstma von der Gesellschaft für Bedrohte Völker sagte, das deutsch-rumänische Roma-Rückführungsabkommen sei die Fortsetzung alter deutscher „Zigeunerpolitik“. Auch in Italien, wo es in den letzten Wochen zu mehreren antisemitischen Zwischenfällen gekommen war, wurde gestern demonstriert. Mehrere zehntausend Menschen marschierten durch die Innenstadt von Rom. Erstmals hatten linke Gruppen, Jugend- und Menschenrechtsorganisationen gemeinsam mit Verbänden der Juden zu den Protesten aufgerufen. Seite 4

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