: Osteuropa-Studien an der FU droht das Aus
■ Institut ist einzigartig in Deutschland
Dahlem. Das Osteuropa-Institut (OEI) mit zwölf Professoren wird möglicherweise die erste etablierte Einheit der Dahlemer Freien Universität sein, die den Berliner Sparzwängen geopfert wird. Bereits ab dem kommenden Sommersemester werden dort voraussichtlich keine StudentInnen mehr zugelassen. Dies stand gestern im Akademischen Senat auf der Tagesordnung. Eine Empfehlung der Landeshochschulstrukturkommission (LHSK) befürwortet eine Schließung des Instituts.
Zwar sei die Schließung des Instituts „noch keine beschlossene Sache“, sagte Frank-Uwe Fuhrmann aus dem Präsidialamt der FU zur taz. Aber „selbstverständlich“ werde über das Osteuropa- Institut gesprochen, wenn es um strukturelle Veränderungen an der FU gehe.
Mit den Osteuropa-Studien hat man einen Studiengang ins Visier genommen, der nicht erst seit dem Zusammenbruch der kommunistischen Gesellschaftssysteme Osteuropas als relevant angesehen wird. Sie sind ein Produkt des UniMut- Streiks im Jahr 1988. In seiner gegenwartsbezogenen, interdisziplinär angelegten Analyse der Region Osteuropa ist es einzigartig in der bundesrepublikanischen Hochschullandschaft.
Die LHSK hat dem OEI indes in einem vorläufigen Gutachten vorgehalten, es berücksichtige die Umwälzungen seines Forschungsgegenstandes nicht ausreichend. Daraufhin bildete sich eine Gruppe Studierender, die die „grundsätzliche Neugestaltung der Osteuropa-Forschung in Berlin“ forderte. Sie sei wichtiger denn je und am Ost-West-Schnittpunkt Berlin gut plaziert, schrieben die Studenten an den FU-Präsidenten und den Wissenschaftssenator Manfred Erhardt (CDU). Sie schlugen drei Kernstudiengänge vor: die Osteuropa-Studien, Ost- und Südosteuropäische Geschichte sowie Balkanologie.
Wissenschaftssenator Erhardt garantierte einigen StudentInnen des OEI in der vergangenen Woche, daß vor dem 17. Dezember keine Entscheidung falle. An diesem Tag wird die LHSK dem Senator ihre Gesamtkonzeption für die Berliner Wissenschaftslandschaft vorlegen. Angesichts der ersten Empfehlung des Expertengremiums klingt der 17. Dezember wie eine Galgenfrist. Christian Füller
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen