: Komödie mit Gemetzel
■ „Mo' Money“ von Damon Wayans
Seit die Deutschen John Boormans „Deliverance“ in „Beim Sterben ist jeder der Erste“ umbenannten, flehe ich den Gott der deutschen Filmverleiher an, er möge Phantasie regnen lassen oder wenigstens seine Leute soweit bringen, daß sie ausländische Titel wörtlich übersetzen. Jetzt hat der Depp mich erhört. Das mit der Phantasie hat er allerdings nicht mitgekriegt, als er den deutschen Verleih anwies, aus dem Slang-Orginal „Mo' Money“ ein „Meh' Geld“ zu machen. Auch damit müssen wir leben.
„Mo' Money“ fängt als Komödie an: Johnny (Damon Wayans) und sein Bruder Seymour (Marlon Wayans) finden, daß man sich mit Arbeit den Tag versaut. Die beiden schwarzen Spitzbuben leben von kleinen Gaunereien und kommen eigentlich ganz gut zurecht, bis Johnny sich verliebt, ausgerechnet in eine karrieregeile Yuppie-Frau. Um in die Nähe seiner angebeteten Amber (Stacey Dash) zu kommen, besorgt sich Johnny mit ein paar Tricks einen Job im gleichen Kreditkartenunternehmen, in dem Amber als Abteilungsleiterin arbeitet. Und schon sackt die lockere Komödie kurzfristig in eine romantische Schnulze ab. Aber nicht lange: Regisseur Peter MacDonald („Rambo III“) möchte schnell noch ein anderes Genre abhaken. Als Johnny ein paar ausrangierte Kreditkarten mitgehen läßt, wird er prompt von seinem Chef erwischt und gezwungen, bei dunklen Geschäften mitzumachen. Von nun an wird's brutal. Wüste Schießereien, blutige Gemetzel und matrialverschleißende Autoverfolgungsjagden lassen die netten Gags vergessen und machen aus dem Film einen knallharten Action-Reißer.
„Mo' Money“ ist ein Projekt des schwarzen Komikers Damon Wayans, der das Drehbuch schrieb, die Hauptrolle spielt und als ausführender Produzent verantwortlich zeichnet. Trotzdem ist „Mo' Money“ kein „schwarzer“ Film, er wurde für ein großes Publikum geschrieben und setzt sich souverän über alle Rassenschranken hinweg, indem er sich auf einen Charakter konzentriert, der weiß, schwarz, asiatisch — kurz jedermann sein könnte“. Daß Wayans dabei auch aufs große Geld schielte, kann man ihm natürlich nicht vorwerfen, daß er aber ohne Not den gut erzählten und witzigen ersten Teil des Films in einer kruden Gewaltorgie enden läßt, sehr wohl. Oder war wirklich nur Peter MacDonald der Rüpel? Wayans gibt immerhin zu, daß am endgültigen Drehbuch noch „einige Kollegen beteilgt waren“. Karl Wegmann
Peter MacDonald: „Mo' Money“, mit Damon Wayans, Marlon Wayans, Stacey Dash u.a.; USA 1992; 97 Min.
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