: Waffenruhe in Sarajevo
■ Gekämpft wird jedoch in Westbosnien
Sarajevo (AP/dpa) — Der seit Donnerstag null Uhr gültige Waffenstillstand in Bosnien wird zumindest in Sarajevo und Mostar eingehalten. Wie der Sprecher der UNO-Friedenstruppen, Adnan Abdelrasek, erklärte, müsse die UNO jetzt Methoden finden, die Waffenruhe auch in den übrigen Gebieten zu kontrollieren. Die Vertreter der drei Kriegsparteien sollten am Donnerstag wieder zusammentreffen. Abdelrasek fügte hinzu: „Realistisch gesehen, werden die Kämpfe weitergehen, wenn es keine ernsthafte Absichten für eine politische Lösung gibt.“ Der militärische Weg sei dann immer „der einfachste Ausweg“. Schwere Kämpfe wurden dagegen aus Travnik und auch aus Bihać gemeldet. Nach einer Presseerklärung der „Gesellschaft für bedrohte Völker“ droht in dieser letzten muslimischen Enklave Westbosniens mehr als 300.000 Menschen Tod, Deportation und Vertreibung. Serbische Truppen würden immer näher auf die Stadt vorrücken, unter den Belagerern befänden sich Soldaten, die als Aufseher in den Lagern Omarska und Trnopolje eingesetzt waren.
Als zweites EG-Land wird die Bundesrepublik am Freitag diplomatische Beziehungen zu Bosnien- Herzegowina aufnehmen. Die Bundesregierung wolle mit diesem Schritt unterstreichen, daß sie der Forderung, die territoriale Integrität des Landes unangetastet zu lassen „auch Taten folgen lasse“, unterstrich das Auswärtige Amt. Allerdings sollen wegen der Kämpfe zunächst keine Diplomaten nach Sarajevo entsandt werden. Bonn hatte Bosnien gemeinsam mit anderen EG-Staaten bereits im April völkerrechtlich anerkannt.
Vertreter der Regierung Restjugoslawiens und serbischer Oppositionsgruppen haben in Belgrad eine „gemeinsame Aktion“ zu den für den 20.Dezember angesetzten Parlamentswahlen beschlossen. Nach den Vorstellungen der Demokratischen Partei soll der Präsident Restjugoslawiens, Dobrica Cosić, Chef des geplanten Parteienbündnisses werden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen