Ganz feine Leute

■ Sparkasse: Arme, Straffällige, Nichtseßhafte müssen leider draußen bleiben

SparerInnen aufgepaßt, bei der Sparkasse gibt's was Neues. Das heißt, im Grunde ist das schon sehr alt: Woanders wird es gerade abgeschafft, war gegen die Schwarzen und heißt Apartheid. In Bremen soll es eingeführt werden, ist gegen Asylbewerber, Nichtseßhafte, Drogenabhängige, Straffällige und das ganze Gesocks, das von der Stütze lebt, und heißt: Raus aus der Kassenhalle.

Seit Jahr und Tag gibt es ein Abkommen zwischen dem Amt für Soziale Dienste und der Sparkasse in Bremen: Alle Sozialhilfeschecks werden über die Sparkasse abgewickelt. Damit macht die Bank die eine oder andere Mark. Schließlich gibts nicht gerade wenige SozialhilfeemfängerInnen. Und die öffentlichen Kassen werden auch entlastet: Das System ist immer noch billiger als Zahlstellen in allen Sozialämtern. So ganz glücklich ist die Sparkasse mit ihren Kunden aber nicht. Das sind ja doch eher unfeine Leute, die da jeden Monat ankommen. Schon im Sommer hatte sie dem Amt für Soziale Dienste mitgeteilt, daß sie den Vertrag so nicht mehr weiterführen wolle. Und in der letzten Woche ist es amtlich geworden: Die Sparkasse verlängert den Vertrag nicht und hat schon Vorstellungen entwickelt, wie es weitergehen könnte.

Die erste Idee, die aus der Bankzentrale am Brill kam, war: Alle Schecks werden angenommen, nur die Asylbewerber, Nichtseßhaften, Drogenabhängigen und Straffälligen, die wollen wir doch lieber nicht haben. Als die Banker merkten, daß sich das nicht so gut macht und der Sozialsenator damit heftig ins Schleudern käme, na gut, da haben sie eine neue Idee gehabt: Wenn schon Nichtseßhafte Asylundsoweiter, dann aber bitteschön ordentlich an einem Platz. Gegenüber der Filiale in der Bahnhofstraße wolle man eine Sonderzahlstelle für diese Sondergruppe einrichten.

Aber auch das riecht irgendwie nach Ausgrenzung, und darum haben die Sparkassierer jetzt überlegt: Nicht nur Drogenstraffällige etc. aus der ganzen Stadt sollen ihre eigene Zahlstelle kriegen, sondern gleich alle Sozialhilfeempfänger im Bereich Mitte/West dazu.

Damit wären schonmal die Kassenhallen in einem schön großen Gebiet in der Stadt armenrein, pennersauber, junkiefrei, knackibereinigt und entnegert. Da freut sich die Sparkasse, weil das hat sie bei den Kassenhallen in der Bahnhofsstraße und in der Stadtwaage schon erreicht, und beim Brill fast. Im Amt für Soziale Dienste darf schon lange kein Scheck mehr für die Cityfilialen ausgestellt werden. Und weil sich die spezielle Kundschaft am Brill gehäuft hat, muß jetzt jeder Scheck, der auf diese Filiale ausgestellt wird, einzeln begründet werden. Dem Nölle und dem Rebers sollten vor Scham die Ohren glühen, findet auf jeden Fall

Rosi Roland