: Obszönes Museum
Die Idee zu einem Kiez-Museum kam dem Immobilien-Händler Claus Becker vermutlich, als der Fotograf Günter Zint ihn vor knapp zwei Jahren auf der Suche nach Räumlichkeiten für sein St.Pauli-Museum aufsuchte. Am Freitag eröffnet Becker nun in der Bernhard- Nocht-Straße sein Museum für erotische Kunst. Hamburgs vorgeblich sündigstes Viertel bietet dann neben umstrittenen Genüssen in Video-Kabinen, Peep- und Live- Shows einen neuen Anziehungspunkt für Enthemmungssuchende und -bedürftige.
In einem alten Speicher aus dem Jahr 1869 hat der Immobilienhändler aus Flensburg auf vier Etagen erotische Kunst vom 16. Jahrhundert bis zur Gegenwart versammelt. Die rund 500 Werke, Ölgemälde, Aquarelle, Kohlezeichnungen und Skulpturen, bilden laut Becker die weltweit größte öffentlich zugängliche Sammlung erotischer Kunst.
Was die Sammlung und die Restaurierung des ehemaligen Fabrikgebäudes gekostet haben, verrät der 43jährige nicht. Die Schau ist täglich bis Mitternacht geöffnet. „Ich empfinde mich als St.Paulianer,“ meint der Kaufmann, der auf dem Kiez zahlreiche Häuser billig kaufte. Eine Art von Geschäft, die nach Linderung durch die schönen Künste schreit — offenbar das eigentlich Obszöne an dem neuen Museum. dpa/taz
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen