: Zu sehr auf den Putz gehauen
■ Nicht weniger als 500 Mittel sollen Hausmännern und -frauen beim Saubermachen helfen/ „Öko-Test“ hat mit Computern ihre Umweltverträglichkeit errechnet
Putzmittel sind umweltfreundlicher geworden. Die Hersteller von Allzweck-, Fußboden- und Sanitärreinigern, Scheuer- und Fensterputzmitteln geben sich „allergrößte Mühe“, ihre Produkte in Richtung Ökologie zu trimmen. Das ist das Fazit von Öko-Test, das 500 Mittel unter die Lupe genommen hat.
Das Ergebnis: Einige der wasserbelastenden Stoffe, die Öko- Test beim ersten Test vor vier Jahren in vielen Putzmitteln fand, sind verschwunden, etwa das Tensid LAS und das Bleichmittel Perborat. Dagegen ist immer noch der Hilfsstoff EDTA im Einsatz. Er ist problematisch, da er in Flüssen und Seen gebundene giftige Elemente wie Quecksilber freisetzt, die dann wieder in den biologischen Kreislauf gelangen. Das Umweltbundesamt hat darum „große Bedenken“ gegen EDTA.
Anders als im Öko-Test-Putzschrank 1988 bewertete das Magazin diesmal auch die eingesetzten Konservierungsmittel. Warum die manchmal nötig sind, demonstrierte unfreiwillig der Alternativhersteller Zimmermann. Dessen Scheuermilch kam bereits verschimmelt im Labor an. Das ist jedoch kein Grund, Chemikalien wie das krebs- und allergieverdächtige Formaldehyd einzusetzen, was einige Hersteller in ihre Flaschen mogeln.
Die Produktmanager sollten lieber auf Konzentrate setzen, die nur einen geringen Restwassergehalt haben: sie kommen ohne Konservierungsmittel aus. Außerdem kann dadurch noch Benzin gespart werden, von den kleinen Flaschen passen mehr in einen Lastwagen, die Zahl der Transporte sinkt.
Konzentrate machen nicht nur Konservierungsstoffe überflüssig. Umgerechnet auf die geputzte Fläche, benötigen sie auch weniger Verpackung. Da Putzmittel ihr Scherflein zum Müllberg beitragen, nahm Öko-Test diesmal auch die Umhüllung unter die Lupe: in die komplizierte Rechnung gingen das Gewicht und die Recyclingfähigkeit der Verpackung ein. Dabei wurde berücksichtigt, daß Pfand- und Nachfüllflaschen mehrfach befüllt werden können. Ex-und- hopp-Verpackungen, die durch Verbundstoffe oder PVC nicht wiederverwertbar sind, schneiden natürlich ungünstiger ab als Mehrweggebinde.
Besonders gespannt dürften viele auf das Ergebnis des Ha-Ra- Systems sein, das auf speziellen Partys massiv umworben wird. Die Ha-Ra-Putzflüssigkeit diene nicht direkt zum Putzen, sondern zur Pflege der Fasern des Lappens, der verwendet wird, heißt es auf jeder Ha-Ra-Party. Es wird auch behauptet, Ha-Ra sei besonders umweltfreundlich.
Die Wahrheit ist jedoch enttäuschend banal. Das Pflegemittel besteht zu drei Vierteln schlicht aus Wasser. Dazu kommen 13 Prozent anionische Tenside, die wie in den meisten Reinigungsmitteln die Hauptputzarbeit leisten. Der kleine Rest sind hauptsächlich Seife und Glyzerin. Kurz, das Ha- Ra-Pflegemittel enthält die „üblichen Bestandteile von Reinigungsmitteln“.
Da die Ha-Ra-Bestandteile Boden und Wasser soviel und sowenig wie andere Wasch- und Reinigungsmittel belasten, braucht aus Umweltgründen niemand auf Ha-Ra zu verzichten. Wenn das Mittel wirklich nur „tröpfchenweise“ aufs Putztuch gegeben wird, profitiert die Umwelt sogar. Einen Nachteil hat es jedoch. Nach Berechnungen der Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein ist Ha-Ra „viel zu teuer“. Jochen Paulus
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