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■ KommentarKripo auf Abwegen

Man kann der Berliner Polizei bislang kaum den Vorwurf machen, sie sei auf dem rechtem Auge so blind wie ihre Kollegen in etlichen der neuen und alten Bundesländer. Um so unverständlicher, wie die Kripo im Zusammenhang mit den tödlichen Messerstichen agierte. Auch die Sitzung des Innenausschusses hat bestätigt, welch aberwitzig falsche Informationspolitik betrieben wurde. Es wäre angesichts einer Welle der mörderischen Gewalt, die sich inzwischen ungehemmt gegen alle richtet, die nicht dem rechten Wahnbild entsprechen, das mindeste gewesen, die Wahrheit über die Täter zu sagen. Statt dessen wurde mit Hinweisen auf innerlinke Streitigkeiten fahrlässig das Zerrbild von der rechten und linken Gewalt bedient.

Was sich die Polizei im Krankenhaus geleistet hat, übertrifft dies aber noch. Wer einen schwer verletzten Menschen zur Falschaussage zwingen möchte, dem kann nicht einmal mehr der gute Wille zugebilligt werden, mit einer Tonbandaufnahme eine drohende Gewalteskalation verhindern zu wollen. Ehrlichkeit über den Fahndungsstand, in der zugleich vor blinder Rache gewarnt wird, wäre auf der Demonstration angebrachter gewesen. Ein solches Vorgehen hätten auch die Menschen ernster genommen, die am Sonntag abend aus dem Trauermarsch eine Demonstration gegen die an diesem Wochenende so furchtbar aufgegangene Saat der rechten Gewalt machten. Wer in der Polizeiführung auf diesen abenteuerlichen Plan verfiel, hätte zudem die notwendige gerichtliche Ahndung der tödlichen Stiche fast zunichte gemacht. Haben sich die Kriminalbeamten überhaupt klargemacht, daß sie mit einer Tonbandaufnahme einer falschen Aussage zugleich gerichtsverwertbares Material mit fatalen Folgen geschaffen hätten? Bei einem Prozeß gegen die Täter genügte eine solche Bandaufnahme jedenfalls jedem Winkeladvokaten, um die völlige Unglaubwürdigkeit eines Zeugen zu dokumentieren, der innerhalb kürzester Zeit zwei Tatversionen zu Protokoll gibt. Gerd Nowakowski

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