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Reden gegen die Sucht

■ Talkrunde über Ursachen von Sucht und richtiger Prävention

Reden gegen die Sucht

Talkrunde über Ursachen von Sucht und richtiger Prävention

„Man muß vor allem über seine Gefühle reden können.“ Für Mario S. (Name geändert) ist das die beste Suchtprävention, und er weiß, wovon er redet. Mario S. durchlief von Alkohol über Tabletten und Herion jede nur erdenkliche Form der Sucht. Bei uns zu Hause wurde nie darüber geredt, was einen bdrückt. Vor dort kannte ich nur Alkohol und Tabletten“, sagte Mario S.

Er hatte das Wort neben Eltern, SchülerInnen , einer Elternsprecherin, Bremens Landesdrogenbeauftragten, einem Drogenfahnder der Polizei, einer Sportlehrerin, Politikerinnen und Sozialsenatorin Irmgard Gaertner in einer Talkrunde zum Thema Sucht und geeignete Prävention kund. Anlaß: Start der zweiten Bremen- Norder Sucht- und Drogenwoche.

Kinder und Jugendlichen beizubringen, „mit ihrem Ärger umzugehen“, so eine der rund 100 ZuhörerInnen, war auch für die Sucht-TalkerInnen, moderiert von Albrecht Lampe, einer der besten Wege zur Prävention. Die wichtigste Rolle spielt dabei das Elternhaus. Die Eltern seien jedoch nicht gleich Täter, weil sie sich zu wenig um die Kinder gekümmert hätten, warnte Bremens Drogenbeauftragter Guus van der Upwich. „Das wäre verheerend. Man muß sich fragen, 'Was tue ich, damit der andere mich als Spiegel hat, an dem er wachsen kann?'“ Die Sozialsenatorin machte bei manchen Eltern jedoch „Überforderung“ aus. Uschi Norden vom Elternkreis drogengefährdeter und drogenabhängiger Jugendlicher kriegte bei der Diskussion über die Ursachen „Schuldgefühle“. Sie konnte sich „nicht erinnern, meinem Sohn was mit auf den Weg gegeben zu haben, daß er süchtig wird“ und protestierte unter Applaus: „Was ist mit der Schule?“

„In Sachen Prävention passiert nicht viel“, erzählten Bremen- Norder SchülerInnen. Barbara Schauenburg vom Schulzentrum Vegesack: „Was nützt das, wenn in der achten Klasse für eine Stunde ein Referent kommt und ich mich erst in der Sek 2 damit befassen kann?“ Eine der Ursachen dafür machten einige Besucher und die SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Traudy Hammerström aus: Für Alkohol und Zigarretten könne man außer im Fernsehen fast ungehemmt werben. Jugendlichen werde eine falsche Welt vorgegaukelt. „Man kann doch auch mal Werbung machen, wo man auf die Gefährlichkeit von Alkohol hinweist“, schlug Yvonne Maaß vom Schulzentrum Lehmhorster Straße deshalb vor. Ulf Buschmann

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