: Polizei mißhandelt taz-Fotografin
■ Marily Stroux die Treppe hinuntergestoßen/ Anzeige erstattet/ Wohnung in der Hafenstraße geräumt
Eine Räumung in der Hamburger Hafenstraße hatte am Mittwoch für die taz-Fotografin Marily Stroux schwerwiegende Folgen. Sie wurde von Polizisten derart brutal aus dem Haus gezerrt, daß sie sich bei einem Treppensturz das Steißbein brach. Die vom Gerichtsvollzieher mit einer Hundertschaft Polizisten geräumte Wohnung wurde dagegen schon kurz nach dem Abmarsch der Vollstrecker wieder von der Hafenstraße in Beschlag genommen.
Der Einsatz gegen die drei Mieter der Wohnung im Haus 110 bildet allerdings noch nicht den Auftakt für eine größere Räumungsarie. Nur für diese Wohnung konnte die städtische Eigentümerin „Hafenrand GmbH“ bislang einen rechtskräftigen Titel erstreiten. Ganz ohne Gegenwehr ließen die Hafenstraßen-Bewohner diese Provokation nicht über sich ergehen. Rund 100 Unterstützer verwehrten dem Gerichtsvollzieher am Mittwoch morgen den Zutritt. Sie wurden von einer Hundertschaft Polizisten jedoch gewaltsam zur Seite gedrängt, mit Rammbock und Kreissäge wurde dann die Tür geöffnet. Die 30 Menschen, die sich in der Wohnung befanden, wurden von Polizisten aus dem Haus gezerrt. Marily Stroux, obwohl bei der Polizei als taz-Fotografin bekannt, wurde dabei so rüde angegangen, daß sie die Treppe hinunterstürzte. „Die Polizisten traten noch auf mich ein, als ich schon auf dem Boden lag“, schildert sie die Aktion. Auch habe ein Beamter ihre Kamera mehrfach auf den Boden geworfen. Folge: Ein ärztlich attestierter Steißbeinbruch und Prellungen. Aufgrund einer Protestnote der IG Medien stellte der Einsatzleiter Strafanzeige gegen Unbekannt. Auch Marily Stroux selbst hat Strafanzeige gegen die Polizei gestellt. Unterdessen hat die Bundesarbeitsgemeinschaft Kritischer Polizisten den Vorfall „Anschlag auf die Pressefreiheit“ verurteilt. Der GAL-Abgeordnete Peter Zamory hat in einer kleinen Anfrage an den Hamburger Senat Aufklärung über den Vorfall verlangt. Solidarität erfuhr die mutige Fotografin auch von zwölf Kollegen von Gruner + Jahr. „Gerade in diesen Tagen brauchen wir Menschen, die – in Sprache, Bild und eigner Aktion – Partei ergreifen für diejenigen, die sprachlos gemacht werden sollen“, heißt es in einem offenen Brief. sako
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