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Schritte gegen die Ohnmacht

■ Antifa-Gruppen mobilisieren gegen Rechts / Anonymes Flugblatt fordert zum Mord von acht "linken Zeckenschweinen" auf

mobilisieren gegen Rechts / Anonymes Flugblatt fordert zum Mord von acht »linken Zeckenschweinen« auf

Die Mündung eines Pistolenlaufes zielt vom Flugblatt auf den Betrachter. „Gebt den Roten, was ihnen zusteht“, lautet die unverhüllte Morddrohung. Die Namen von acht AltonaerInnen werden darauf mit voller Adresse genannt — in der Sprache der Verfasser sind sie „linke Zeckenschweine“. Der Aufruf ist von einer Gruppe namens „Radikal gegen links“ unterzeichnet, Anfang dieser Woche wurde er in Altonaer Briefkästen verteilt.

„Ein Beitrag zur Verunsicherung der Antifa-Szene“, so bewerten Hamburgs oberster Verfassungsschützer Ernst Uhrlau und das Landeskriminalamt das Blatt. Die Polizei berichtet von einer „Flut solcher Schreiben“, die in den vergangenen Wochen aufgetaucht seien. Die Altonaer Morddrohung rechnet das Landeskriminalamt unorganisierten Einzelpersonen mit rechtsextremem Hintergrund zu.

Die Betroffenen selbst nehmen die Drohung ernster als die Polizei. Vier von ihnen fanden bereits im März einen Aufkleber der „Nationalen Offensive Augsburg“ auf ihren zum Teil zertrümmerten Briefkästen. Der Slogan: „Schlagt die Linken, wo immmer ihr sie trefft“.

Der Mordaufruf stand auch am Mittwoch abend in der Werkstatt 3 im Mittelpunkt der Diskussion von etwa 300 politisch aktiven Menschen über die „Perspektiven des antirassistischen Kampfes“. Als Mitglieder von Antifa-Gruppen sich aus Angst vor Terrorakten weigerten, ihre Nachnamen preiszugeben, polterte ein Zuhörer unter Applaus: „Nennt Namen, macht euch gerade, geht dem rechten Psychoterror nicht in die Falle.“

Das Ziel der Veranstaltung in der Werkstatt 3 war, die Ohnmacht und Wut nach den tödlichen Anschlägen der vergangenen Wochen in praktische Aktionen umzumünzen. In dem überfüllten Versammlungssaal stellten zahlreiche Initiativen ihre Projekte gegen Rechts vor, offen für alle, die dem Neofaschismus konkrete Aktionen entgegensetzen wollen.

So sucht die Antifa-Gruppe Altona noch Aktive, die bereit sind, ein gerade erstelltes Flugblatt in den nächsten Wochen in den S- und U-Bahnen zu verteilen, da es gerade hier häufig zu Belästigungen von Ausländern komme. Tenor des Blattes: Schauen Sie bei verbalen und handgreiflichen Angriffen auf Ausländer nicht weg.

Allein 40 Initiativen haben sich vor einem Jahr unter dem Dach des Flüchtlingsrates zusammengeschlossen. Hier kann man telefonisch erfahren, in welchen Stadtteilen sich Menschen zusammengeschlossen haben, um gegen die braune Gefahr vorzugehen. Neu entstehende Anti-Rassismus-Gruppen aus Altona und Umgebung können sich an die Werkstatt 3 wenden, wenn sie Räumlichkeiten für ihre Treffen suchen. Marco Carini

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