Frau an der DGB-Spitze

■ Karin Roth ist Chefin aller Gewerkschafter im Norden / Traumergebnis

ist Chefin aller Gewerkschafter im Norden / Traumergebnis

Der DGB-Landesbezirk Nordmark wird seit gestern abend von einem dreiköpfigen Vorstand geführt, in dem erstmals eine Frau sitzt. Die 43jährige Karin Roth wurde auf einer außerordentlichen Landesbezirkskonferenz in Reinbek in die Spitze des seit 46 Jahren bestehenden DGB-Bezirks gewählt. Der Wahlgang endete für sie mit einem „sozialistischen Ergebnis“: sie erhielt 51 der 55 abgegebenen Stimmen.

Die Wahl war notwendig geworden, nachdem Peter Deutschland zu Beginn dieses Jahres zum Landesbezirksvorsitzenden in Mecklenburg-Vorpommern gewählt wurde. Zusammen mit Klaus-Peter Gehricke und Karl-Heinz Köppke ist der geschäftsführende Nordmark- Vorstand nun wieder komplett.

Obwohl eine „gestandene Kollegin“, ist Karin Roth in Hamburg eine Unbekannte. Sie wurde in Erkenbrechtsweiler (Schwäbische Alb) geboren und trat 1963 der Deutschen Postgewerkschaft (DPG) bei. Rund zehn Jahre später begann sie an der DGB-Hochschule „Akade-

1mie der Arbeit“ in Frankfurt ein Studium. 1973 wurde Karin Roth als erste weibliche Landesjugendsekretärin beim DGB-Landesbezirk Rheinland-Pfalz eingestellt. Nach kurzer Zeit war sie dort Leiterin der Abteilung Frauen.

Um Frauenpolitik kümmerte sie sich auch beim Bundesvorstand der IG Metall, zu dem Karin Roth 1979 ging. Es folgte 1984 ein Wechsel in die Grundsatzabteilung der IG Metall, und nur ein Jahr später war sie zuständig für den Bereich Umwelt- und Energiepolitik. In dieser Funktion übernahm sie auch das Gewerkschaftsmandat im Aufsichtsrat der Hamburgischen Electrizitäts Werke (HEW) in Hamburg.

Karin Roth ist sich darüber bewußt, daß ihr Wechsel von der „großen IG Metall“ in den Vorstand eines DGB-Landesbezirks Fragen aufwirft. Aber sie hat plausible Anworten parat. Aus ihrer Basis-Arbeit bei der DPG und ihrer späteren Tätigkeit beim DGB und der IG Metall habe sie „die komplizierte Rolle des DGB gegenüber der Politik und Wirtschaft und im Verhältnis der Gewerkschaften untereinander“ kennengelernt. „In all diesen Funktionen habe ich oft die Grenzen, manchmal die Chancen, aber immer die Notwendigkeit eines kompetenten und souveränen Deutschen Gewerkschaftsbundes erlebt.“ Gesellschaftliche Veränderungen wären ohne einen DGB kaum zu bewältigen. Norbert Müller