: Eintritt für Türken nur mit Clubkarte
■ In der Wandsbeker Jugend-Disco "Starnight" haben Türken keinen Zutritt / Ein Beispiel der alltäglichen Diskriminierung
/ Ein Beispiel der alltäglichen Diskriminierung
Der Sozialarbeiter Sadik C. hat die Nase gestrichen voll. Immer häufiger berichten die von ihm betreuten türkischen Jugendlichen, sie würden keinen Einlaß in die Discothek „Starnight“ an der Wandsbeker Zollstraße erhalten. Am Freitag abend war nun Ortstermin.
Zusammen mit Sadik C. und einigen Pressevertretern stattete eine etwa 15köpfige Gruppe türkischer Jugendlicher dem „Starnight“ einen Besuch ab. Den Jugendlichen wurde von den Türstehern ausnahmslos der Zutritt verweigert. Einem von ihnen gelang es, zumindest bis zur Kasse vorzudringen. Der Kassierer hatte das Eintrittsgeld schon vor sich liegen und wollte gerade die Eintrittskarte aushändigen, als ihm einfiel, nach dem Ausweis des Jugendlichen zu fragen. Obwohl alt genug für einen Disco-Besuch, wurde der Jugendliche abgewiesen. „Du kommst nicht rein“, meinte der Kassierer. Ihm war offensichtlich der türkische Name ins Auge gefallen.
Die jungen Türken, die Stammgäste im „Haus der Jugend Alter Teichweg“ sind, nahmen die Geschehnisse äußerlich gelassen hin. Für sie war das alles nichts Neues. In der Vergangenheit wurden an ausgewählte Ausländer sogenannte Clubkarten ausgegeben, obwohl das „Starnight“ kein Club ist und deutsche Gäste ohne solche Karten Zutritt bekommen. Bereits im März dieses Jahres kam es deswegen zu einem Gespräch mit Alfred Bogumil, dem Inhaber der Disco. Daran nahmen nicht nur die Jugendlichen teil, sondern auch Sozialarbeiter, die Wandsbeker Jugendbeauftragte und Vertreter der Polizeiwache Schädlerstraße.
Es wurde vereinbart, ausländische Jugendliche des Stadtteils Hamburg 70 von der Clubkarten- Regelung auszunehmen. Stattdessen sollten sie ihre Reisepässe und Meldebestätigungen vorzeigen und abgeben. Doch schon nach zwei Monaten wurde diese Vereinbarung von Bogumil einseitig wieder aufgehoben. „Das ist eine völlig neue Dimension der Diskriminierung“, sagt Sadik C., denn nun hätten ausländische Jugendliche fast gar keine Möglichkeit mehr, ins „Starnight“ gelassen zu werden.
Aufgeschreckt durch die Präsenz der Presse wurde am Freitag abend in Windeseile ein Schild von der Tür der Disco entfernt: „Liebe ausländische Mitbürger! Eintritt nur mit Clubkarte“, stand in türkischer Sprache darauf. Disco-Besitzer Bogumil war nach einigem Hin und Her zu einem Gespräch bereit. Er habe nichts gegen Ausländer, aber es wären zu viele. Wolle er sie alle
1in seine Disco lassen, blieben ihm die deutschen Gäste und vor allem die Mädchen weg. Um seine Ausländerfreundlichkeit unter Beweis zu stellen, zeigte Bogumil auf ein an der Wand hängendes Foto einer Fußballmannschaft. „Fotografieren Sie das ruhig, denn diese Mann-
1schaft besteht zum Teil aus Ausländern und wird von mir gesponsort.“
Außerdem seien beim ihm „sogar“ Türken beschäftigt. Aber die aus Wilhelmsburg wolle er nicht in seiner Disco haben. Was er allein in den vergangenen Wochen an
1Waffen eingesammelt habe, fülle mehrere Kaffeedosen. Als er einen Berg von Stiletts und Butterfly- Messern samt Revolvern auf seinem Schreibtisch ausbreitete und gefragt wurde, ob das alles von Türken stamme, räumte Bogumil ein: „Natürlich nicht.“ Norbert Müller
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