: "Power" am Eingang
■ Schanze: Statt 41 wohnen jetzt 50 Leute in der Gemeinschaftsunterkunft
: Statt 41 wohnen jetzt 50 Leute in der Gemeinschaftsunterkunft
Schlecht geheizt, zuwenig Wasch- und Kochgelegenheiten, keine eigenen Haustür-Schlüssel und viel zu eng. So charakterisiert die „Nachbarschaftsini Schanzenstraße“ die Situation der Flüchtlingsfamilien in der Gemeinschaftsunterkunft im Schanzenviertel, um die es seit zwei Monaten Streit mit dem Bezirksamt Mitte gibt. Wie berichtet, hatte das dortige Sozialamt Anfang Oktober den Vertrag für die ehemalige Pension gekündigt. Die 41 Bewohner, fast ausschließlich Familien mit kleinen Kindern, sollten zwangsumquartiert werden. Da für drei Familien keine passende Ersatzunterkunft gefunden wurde, hatte das Bezirksamt den Vertrag schließlich doch noch einmal für sechs Monate verlängert.
Die Bewohner, Familien aus Polen, Jugoslawien und der Türkei, hatten sich in der Vergangenheit in dem Haus wohlgefühlt. Das ist heute nicht mehr so. Besaßen früher alle einen eigenen Schlüssel, so bewacht heute die private Sicherheitsfirma „Power“ den Eingang. Ab 22 Uhr dürfen die Bewohner keinen Besuch mehr empfangen. Die freigewordenen Zimmer wurden inzwischen mit Flüchtlingen aus Afrika und Ägypten belegt. Bis zu vier Erwachsene teilen sich ein 16 bis 18 Quadratmeter großes Zimmer. Statt der bisher 41 Bewohner will das Bezirksamt hier in Zukunft 60 Menschen unterbringen, derzeit sind es schon 50. „Es wird den Leuten so unangenehm und ungemütlich wie möglich gemacht“, sagt eine Sprecherin des Antirassistischen Telefons.
Sozialamtsleiter Bobke verteidigt die Belegungspolitik seiner Behörde. Das Haus sei ursprünglich sogar für 70 Personen angemietet worden, bei der Unterbringung würde die geltende Hotel- und Gaststättenverordnung eingehalten, die acht Quadratmeter pro Person, vier für jede weitere vorschreibt. Bobke vermutet sogar, daß sich die Alt-Bewohner an der
1Hautfarbe der neuen Mitbewohner stören.
Die einzelnen Vorwürfe der Initiative — nur eine Waschmaschine, kaum Kochgelegenheiten — will er in dieser Woche unverzüglich prüfen lassen. Einen Mangel habe seine Behörde schon behoben: Auf seine Veranlassung hin sei das Türschloß so umgebaut worden, daß die Bewohner auch ohne Schlüssel rauskönnen. Kaija Kutter
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