: Walter Jankas später Sieg über Erich Mielke
■ Memoiren erscheinen ungeschwärzt
Berlin (taz) – Walter Janka – KZ- Häftling, Spanienkämpfer, Verleger, Stasi-Häftling – darf seine Memoiren wieder unverändert veröffentlichen. Dies entschied gestern das Landgericht Berlin. Vergeblich hat der „Minister für Staatssicherheit im Ruhestand Erich Mielke“, wie der prominente Häftling aus Moabit in der mündlichen Verhandlung vom Gericht bezeichnet wurde, versucht, seinem früheren Opfer das Maul zu stopfen. Mielke hatte an drei Stellen in Jankas Buch „Spuren eines Lebens“ Anstoß genommen. Anders als der Autor behauptet, will der Ex-Stasi- Chef 1937 in Spanien nicht geraucht haben, nicht mit Janka im selben Zugabteil gereist sein und vor allem nicht für den sowjetischen Geheimdienst NKWD gearbeitet haben. Dieser hatte damals mit tätiger Mithilfe deutscher Kommunisten im Spanischen Bürgerkrieg anarchistische, trotzkistische, sozialistische und auch viele kommunistische Kämpfer der Internationalen Brigaden ermordet. Zwar präsentierte Janka vor Gericht nicht den letzten, endgültigen, zwingenden und logischen Beweis für eine Mitarbeit Mielkes im NKWD – der liegt womöglich nur in einem Moskauer Archiv –, doch überzeugten die Indizien und Forschungsergebnisse, die Janka vortrug, das Gericht immerhin so weit, daß es das Begehren Mielkes abwies. Der hatte gefordert, den Vertrieb des von Rowohlt verlegten Buches einzustellen oder wahlweise in den Memoiren Jankas auch – per erratum – seine, Mielkes, Version mitzuliefern.
Während Mielkes Anwalt Jony Eisenberg versuchte, den ganzen Streit als eine Auseinandersetzung von zwei Männern abzutun, die Gegenteiliges behaupten, womit die Beweislast ausschließlich beim Autor läge, stellte Janka in seiner zum Teil erregt vorgetragenen Einlassung die juristische Querele in einen historischen politischen Zusammenhang. thos Seite 5
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