: Arbeit statt Geldstrafe
■ Seit zehn Jahren hilft Beratungsstelle „Die Brücke“ Knast zu vermeiden
Geldstrafennöte ist das Stichwort, das mindestens 500 BremerInnen jährlich zur „Brücke“, der Beratungsstelle des Vereins „Hoppenbank“, in den fünften Stock Sögestraße 72 hinauf treibt. Drei Sozialpädagoginnen sind dort beschäftigt, um zahlungsunfähigen Menschen zu helfen, ihre Geldstrafen gemeinnützig abzuarbeiten oder Arbeitsauflagen in Bagatellverfahren (Ladendiebstahl, Schwarzfahren) zu erfüllen. Seit zehn Jahren gibt es „Die Brücke“, gestern feierte sie ihr Jubiläum.
Der Senator für Justiz hatte den Verein 1982 initiiert, um die Zahl der 80 „Ersatzfreiheitsstrafler“ zu reduzieren, die damals im Jahresdurchschnitt einsaßen. Heute sind es dann auch tatsächlich nur 20 Haftplätze, die zur Abgeltung solcher Geldstrafen alljährlich noch belegt werden. Bei ca. 280 Mark Tagessatz im Vollzug ist dies auch eine Kostenfrage. Dabei steigt die Zahl derer, die Geldstrafen zahlungsunfähig (nicht zahlungsunwillig) gegenüberstehen, ständig an: zunehmende Arbeitslosigkeit, immer öfter verbunden mit Wohnungslosigkeit, bestimmt die Klientel, der „Die Brücke“ gemeinnützige Arbeit statt Knast vermittelt. In Krankenhäusern, Bezirkssportanlagen, Museen, Kirchen, bei Wohlfahrtsverbänden und gemeinnützigen Vereinen.
6.379 Hafttage wurden im vergangenen Jahr „abgearbeitet“, 30 bis 40 Sechsstundentage pro Betroffenem im Durchschnitt. Manche trifft es allerdings mit 180 Tagen. „Mit zunehmender Zeit steigt die Abbruchquote“, berichtet Brücken-Mitarbeiterin Bernarde Korte. Häufig müssen die Sozialpädoginnen zwischen ihren Probanden und den Einsatzstellen vermitteln: „Viele sind arbeitsentwöhnt, haben Probleme mit Alkohol oder Drogen.“ Da sei es schwierig, Disziplin zu erreichen, besonders, wenn der Betroffene zwischen den Arbeitstagen noch nicht mal einen Platz zum Schlafen hat. „Die Brücke“ versucht dann, Plätze in den Hoppenbank- Wohnungen zu vermitteln. Doch auch dies wird bei zunehmender Wohnungsnot schwieriger. ra
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen