Erfolgreiche Einmischung

■ Studenten besetzen Arbeitsamt

Berlin. „Das Arbeitsamt bleibt heute wegen einer Denkpause geschlossen.“ Diesen Hinweis konnten arbeitsuchende StudentInnen der FU einem Flugblatt entnehmen, das gestern in der studentischen Arbeitsvermittlung „Heinzelmännchen“ in der Thielallee verteilt wurde. Mit der Besetzung der „Studenten-Service Zeitarbeit-Vermittlung“ des Arbeitsamtes, die für die Vermittlung der längerfristigen Jobs zuständig ist, wollten etwa 20 StudentInnen auf dessen rassistische Vermittlungspraxis aufmerksam machen.

„Schon vor Jahren wurden Jobs mit dem Zusatz ,nur Deutsche‘ angeboten, nach Protesten wurde dies durch den Begriff ,Muttersprache Deutsch‘ ersetzt. Dies sollte harmloser klingen, der Rassismus blieb der gleiche“, sagt Lotar von der „Heinzelmännchen JobberInnen-Initiative“, die die Besetzung organisiert hat.

In einem Gespräch forderten die StudentInnen, den Zusatz „Muttersprache Deutsch“ ersatzlos zu streichen. Daraufhin erklärte einer der Angestellten: „Wir wollen in keiner Weise rassistisch sein“, und wies darauf hin, daß das Arbeitsamt schon Arbeitgeber abgewiesen habe, die „in offensichtlich unbegründeten Fällen auf diesen Zusatz bestanden hätten“.

Dem widersprachen die StudentInnen jedoch vehement und führten für ihren Protest Beispiele an. Die Herkunft der StudentInnen könne schließlich kaum als notwendiges Qualifikationsmerkmal angesehen werden. Zum Erstaunen der BesetzerInnen lenkten die Angestellten überraschend schnell ein. Nachdem die BesetzerInnen die Zusage erhalten hatten, daß das Arbeitsamt in Zukunft auf die Zusätze „nur Deutsche“ oder „Muttersprache Deutsch“ verzichten wolle, beendeten sie nach knapp einer Stunde ihre Aktion. Andreas Pfahlsberger