piwik no script img

Fliegende Turner in pink

Berlin (taz) – Die Weltmeister und Olympiasieger Scherbo, Boginskaja, Gutsu, Milosovici, Wecker waren die offiziellen Stars der DTB-Turngala '92 in der Berliner Deutschlandhalle. Die inoffiziellen Lieblinge der 4.000 Zuschauer waren jedoch die 15 Herrlichkeiten des Ludwigsburger Turnvereins – und die Herren Nawrocki, von Richthofen und Hanisch. Aber langsam. Zunächst waren zwischen Saltis und Schwüngen der echten Turnstars die fliegenden Sachsen und ganz kreative Tübinger Sportstudenten zu bewundern – und eben jener unbeschreibliche Männerturnverein MTV Ludwigsburg. Die grausig- lächerlichen-eleganten Volkssportübungen, vorgetragen von pinkfarbenen, beleibten Mannsbildern, trieben dem hilflos ausgelieferten Publikum die Tränen in die Augen.

Die Weltklasseturner indes standen fassungslos vor dieser deutschen Offenbarung an Anmut und Grazie, die sie, die Stars, zu Lückenfüllern suspendierte. Nur ein Trio war noch toller als die Schwaben: Olympia-Chef Axel Nawrocki, DSB-Vize Manfred von Richthofen und der Vorsitzende des Berliner Turnerbundes Peter Hanisch. Einträchtig nebeneinander sitzend, beteiligten sie sich beschämt-amüsiert an der verordneten Publikumsgymnastik: „...und hoch die Arme, klatschen auf den Oberschenkel des Nachbarn, halten an den Händchen, eins, zwei, drei...“ Tja, alles hat seinen Preis – selbst Imagepflege. Heike

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen