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Lokalkoloratur: Asmus Tietchen

LOKALKOLORATUR

Mitten in der Nacht schrillt das Telefon. Am anderen Ende fragt ein Unbekannter, ob man tot sei? Solche merkwürdigen und makabren Anrufe wird Asmus Tietchens noch mehrmals erhalten. Bekannt geworden ist der Hamburger Atonal-Musiker durch zwanzig Jahre währendes experimentelles Schaffen von elektronischen Klängen. In der insgesamt kleinen, etwa weltweit nur 10000 Menschen umfassenden Geräusch-Gemeinde gilt er als einer der Gurus und Wegweiser. Seine oft „entlegenen“ Kompositionen von „verwurstetem Geräuschmaterial“, wie Tietchens seine Werke selbst beschreibt, finden auf der ganzen Welt LiebhaberInnen: in Japan genauso wie in Brasilien oder Spanien. In den USA ist das Informationsnetzwerk der Atonal-Fans besonders dicht geknüpft. Wird dort ein Gerücht eingeschleust, kreist es in 14 Tagen einmal um die ganze Welt. Diesem effizienten, doch manchmal falschen Informationstransfer ist es zuzuschreiben, daß Asmus Tietchens nun als tot gilt. Doch Totgesagte leben länger: Der Hamburger mit dem kleinen Weltruhm bestätigt telefonisch jedesmal brav, daß er wohlauf sei. Nur einmal ritt Tietchens der Teufel, er erklärte einem amerikanischen Radiosender während der telefonischen Live-Schaltung auf die Frage, ob er denn noch lebe, mit Grabesstimme: „I'm dead! Worship me!“ Doch dies tun seine Fans eh. AB

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