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Kleiner Trost für Jean-Pierre Papin

Berlin (taz) – Beim AC Mailand kommen nicht nur die nötigen Tore stets zur rechten Zeit, auch die erforderlichen Streicheleinheiten werden mit perfektem Timing verstreut. Immer wenn einer der hochbezahlten, aber zur Tatenlosigkeit verurteilten Weltstars knapp am Durchdrehen ist, darf er spielen, bekommt hübsche Vorlagen und kann sich mit dem einen oder anderen Torerfolg trösten. So ging es Ruud Gullit, kurz bevor der die Koffer packen und bei Real Madrid um Obdach bitten konnte, so ging es dem Kroaten Zvonimir Boban jüngst im Europacup, und so ging es jetzt auch Torjäger Jean- Pierre Papin.

Letzte Woche soll der Star der französischen Nationalmannschaft in einem Telefongespräch mit Bernard Tapie noch bitterlich geweint und diesen angefleht haben, ihn zu Olympique Marseille zurückzuholen. Prompt durfte er gegen Ancona auflaufen und zwei wunderschöne Tore per Scherenschlag und Freistoß zum 2:0-Sieg der Mailänder schießen.

Damit steht der AC Mailand unangefochtener denn je an der Spitze der italienischen Liga, da alle Verfolger Punkte einbüßten. Lokalrivale Inter verlor bei Lazio Rom mit 1:3, Juventus Turin kam ohne den gesperrten Kohler und mit einem unauffälligen Andreas Möller in Foggia mit 1:2 unter die Räder und auch der AC Florenz hat nach dem 1:1 in Parma als Tabellenzweiter schon acht Minuspunkte Rückstand auf Milan.

Bei Lazio kam für den verletzten Engländer Paul Gascoigne überraschenderweise Karlheinz Riedle zum Einsatz, der seinerseits die Teilnahme an der Südamerikareise der Nationalmannschaft wegen Verletzung abgesagt hatte. Riedle blieb ohne Torerfolg, dafür traf Signori, der mit seinem 13.Saisontreffer Marco van Basten (12) vom AC Mailand in der Torjägerliste überholte. Auch Thomas Doll bot eine große Leistung und empfahl sich bei Bundestrainer Berti Vogts für Einsätze gegen Brasilien (16.12.) und Uruguay (20.12.).

Der Niederländer Ruud Gullit sorgte diesmal außerhalb des Rasens für Aufsehen. Nachdem sich auch in Italien in letzter Zeit Angriffe auf ausländische und jüdische Menschen gehäuft hatten, organisierte er die Aktion „No al razzismo“, für die die Spieler in allen Stadien demonstrierten.

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