: Jeans-Forum Langenstraße?
■ Kulturbehörde bastelt am „Forum Langenstraße“ / BBK muß draußen bleiben
„Lügner!“ schallt es aus der Kulturbehörde. Und: „Mit diesem Verein spreche ich künftig nur noch, wenn das Gespräch mit Video aufgenommen wird!“ (Staatsrat Schwandner). Adressat: der Bremer KünstlerInnen-Berufsverband BBK. Der behauptet, die Behörde halte Zusagen nicht ein.
Das Haus
Es geht um das schöne ehemalige Postgebäude in der Langenstraße, einen Steinwurf vom Roland weg gelegen. Also günstig. Dort sollte der Bremer Fotopapst Wolfgang Stemmer den Bremer Fotonabel der Welt einrichten. Stemmer jonglierte glücklos mit Finanzen und ging konkurs. Seitdem ist das innerstädtische Sahnestück auf dem Weg, zu einem Gemischtwarenhaus zu verkommen, wo von Bibel bis Nachwuchskunst alles mal gezeigt wird. Um die Zukunft der Langenstraße gibt's Gerangel.
Die Kandidaten
Bedarf meldet das Neue Museum Weserburg an, das wegen Randlage gern ein „Spielbein“ (Chef Deecke) in der Stadtmitte hätte. Benötigtes „Spielgeld“: 300.000 DM pro Jahr. Für maximal sechs Ausstellungen zeitgenössischer Kunst „at it's best“. Partner im Haus „würden wir nicht mitmachen“ (Deecke). - Kandidat 2: die ambitionierte Worpsweder Fotogalerie von Wolfgang Kleine. Der könnte sich einen Partner vorstellen, ihm ist die Langenstraße eh zu riesig. Doch gegen die Gefräßigkeit der „Weserburg“ kämpfen, ist seine Sache nicht: „Soll ich mir in meinem Alter überhaupt noch sowas ans Hemd kleben?“
Das Schmuddelkind
Und wenn sie noch so laut schreien: Keiner will mit dem BBK sprechen. Er sucht seit Jahr und Tag einen zentralen Platz für Büro und Ausstellungen und scheiterte zuletzt im Rennen um die alte Ostertorwache. Bei Sonnenschein klopft man dem BBK auf die Schulter, wenn's um Geld geht, hat die Behörde keine Termine frei. Der BBK glaubt, der Staatsrat habe Büros in der Langenstraße zugesagt. Wie heißt die abgeschwächte Form von „Zusage“? Seine Vorstellung: zusammen mit dem Kunstverein GAK könnte man das Haus „bespielen“. Vorteil: Wenn die GAK umzieht, wird ihr Platz in der Weserburg frei für Deeckes Sahne-Kunst.
Die Staatsmacht
Gerd Schwandner, Kultur-Staatsrat, zur taz: „Der BBK war und ist nicht im Rennen. Die GAK ist aus finanziellen Gründen draußen. Wir machen dort Fotokunst im weitesten Sinne.“ Die Weserburg z.B. könne in der Langenstraße Fotokunst zeigen und mit Wolfgang Kleine kooperieren. 150.000 Mark aus Wettmitteln stünden bereit, mehr nicht. Und überhaupt: man könne den Komplex an ein Jeansgeschäft verkaufen. Denkbar sei auch eine „Hypobank-Lösung“ wie in München: Ein Geldhaus zeigt unter seinem Label feine Kunst.
Der Kulturrat
Der Zusammenschluß Bremer Kulturschaffender fühlt sich übergangen und protestiert. Bus
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