Endlich-betr.: "Die Krise Ost ist eine Chance", taz vom 12.12.92

betr.: „Die ,Krise Ost‘ ist eine Chance“, taz vom 12.12.92

Endlich, nachdem ich Euch innerlich schon abgehakt hatte, nachdem ich meinte, daß Ihr der ökologischen Krise eben nur geißelnd oder zynisch begegnen könnt, endlich nun ein bißchen Raum für Konstruktives zum Thema, endlich wenigstens Bahro! – Wie finster ist die Nacht der Perspektivlosigkeit, daß Ihr den taz-Lesern im Ökolumnekasten jetzt wenigstens 95 Zeilen lang den Blick auf einige wenige Hoffnungssternchen aus dem Kosmos der Rettungsmöglichkeiten genehmigt! Dafür gebührt Euch Dank, obwohl damit auch Eure Schande offenbar wird:

Denn was der Kolumnist in den letzten vier Absätzen nur bis zur Unverständlichkeit verkürzt antippen konnte, diesen Alternativen hättet Ihr als Blatt der Alternativen schon längst viel mehr Raum zur Verfügung stellen müssen! So bleibt zu befürchten, daß es nicht oder falsch verstanden wird – und das könnt Ihr Euch selbst anlasten. Wo wart Ihr zum Beispiel, als er auf dem grandios gescheiterten Deutschen Umwelttag im Rahmen der N.E.P.A.L. (Nördliche Entwicklungsprojekte Anders Leben) einen Kontrapunkt setzte? Und was ist mit Maria Mies, die ganz früher in Eurem Blatt Vernünftiges zur Sache beitragen konnte? Was sie zusammen mit Lothar Gothe im gleichen Rahmen auf dem DUT konkret als „Subsistenzperspektive“ vorstellte, das ist eine Perspektive! Und nicht nur rechtsresigniertes Rumgegruhle oder linksverlorenes Altgevattere, wie Ihr es schon gebracht habt! [...] Theo Krönert, Sekretariat Bun-

desarbeitskreis „Frieden mit der

Erde“, Kaisersbach

betr.: dito

[...] Warum sich aufregen über das „bißchen Gewalt“ der Skinheads und Neonazis, wenn sie einem nicht selber widerfährt. [...] Als ob das „bißchen faschistische Gewalt“ nicht wesentlich uns einen Vorgeschmack auf das, was strukturell möglich sein kann, bietet. Dies „bißchen Gewalt“ ist eben nicht der „großen strukturellen Gewalt“ polemisch entgegenzustellen.

Ein Redner auf einer Demonstration gegen Rassismus und Faschismus in der tiefsten Provinzstadt Trier stellte klar, daß die Verteidigung des Menschenrechts auf Asyl nur glaubwürdig sein kann, wenn wir unseren Lebensstil hier in den Metropolen radikal ändern, das heißt hier die Fluchtursachen der Zwangsemigration bekämpfen. Es stimmt also nicht durchgängig, daß diejenigen, die „das Asylrecht verteidigen“, vermeiden, „sich die sozialen Zustände auf einem endgültig geplünderten und vergifteten Planeten vorzustellen“. Nur, das eine schließt das andere nicht aus.

In der Auseinandersetzung um die Bewahrung des Asylrechts kommt es auf die Motive und konkreten Begründungen an. Jetzt müssen wir die Gelegenheit beim Schopfe packen und die Entfaltung „struktureller Gewalt“ im Ansatz wirksam bekämpfen. Den hiesigen Lebensstil – in West und in Ostdeutschland – zu verändern, dies ist immer richtig, aber die Einsicht in diese Notwendigkeit konkret zu vermitteln geht halt wirklich nicht mit der Attitüde des „was möglich wäre, wenn wir wirklich wollten“. Wenn wir wirklich wollen, dann nutzen wir die Chance zur ökologischen Wende hier und heute bei der Asyldebatte, wann denn sonst bitte? Richard Pestemer, Neunkirchen

betr.: dito

[...] Wortverfremdungen und -spielereien können auch amüsant sein, wie zum Beispiel die Wortschöpfung „Ökolumne“. Wenn ich jedoch dazu den Artikel von Rudolf Bahro lese, dann verstehe ich vor lauter Wortspielereien kaum noch, was er eigentlich sagen will. Mit seinem „Ökolekt“ erreicht er nur noch Eingeweihte. Irgendwie erinnert mich sein Artikel an Peter Bichsels „Ein Tisch ist ein Tisch“: Zum Schluß versteht niemand mehr, wovon der alte Mann spricht. Dabei hätte er soviel zu sagen.

(Was ist eigentlich eine „Krepelei“?) Regina Albrecht, Gelsenkirchen