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Start frei für RTL2

■ Im dritten Anlauf Lizenz für das „jugendorientierte Vollprogramm“

Köln (taz) – Zweimal hatten die Manager von RTL2 kurzfristig den Beginn ihres startbereiten Fernsehprogramms verschieben müssen, weil die Medienkontrolleure an Gesellschafterstruktur und Einflußgeflecht des Senders mäkelten. Im dritten Anlauf hat das „jugendorientierte Vollprogramm“ aus Hürth bei Köln jetzt von der hessischen Landesanstalt für privaten Rundfunk (LPR) die Sendelizenz erhalten. Die bisherigen konzentrationsrechtlichen Bedenken sieht die LPR nun ausgeräumt. Alle Forderungen seien von RTL2 „zur vollsten Zufriedenheit umgesetzt“ worden, hieß es Ende vergangener Woche in Kassel.

Medienpolitisch will sich RTL2 als „Gegengewicht“ zum übermächtigen Filmgroßhändler Leo Kirch verstanden wissen. Der Münchner Medienmogul und Springer-Beteiligte kontrolliert mittlerweile direkt und indirekt Sat.1, PRO7, Premiere, den Kabelkanal und das zum Deutschen Sportfernsehen (DSF) mutierende Tele5. Die neuerdings kontrollwütigen Privatfunkaufseher sehen deshalb Konkurrenz zum hochkonzentrierten Kirch-Imperium gerne. Doch RTL2 stellte sich bei seinen Lizenz-Bemühungen ungeschickt an. Bertelsmann-Manager Lahnstein reihte den neuen Kanal verbal als „Beiboot“ in eine „Senderfamilie“ des Medienkonzerns mit Mutterschiff RTL (vormals RTLplus) ein. Logo, Marketing und Programmeinkauf von RTL2 dokumentierten deutlich die Verwandtschaft mit dem Namens- und Ortsnachbarn. Die luxemburgische CLT kontrollierte entgegen den medienrechtliche Bestimmungen nicht nur Programmbeirat und Geschäftsführerposition von RTL, sondern hielt auch noch 24 Prozent an RTL2. Dazu wurden den Luxemburgern die 8,5 Prozent der CLT-Hausbank BIL zugeschrieben. Die Personalunion von CLT- Generaldirektor und BIL-Verwaltungsratschef wollten die Medienaufseher nicht für puren Zufall halten.

Mit einem Elf-Punkte-Auflagenkatalog wurden die RTL2-Gesellschafter zu einer grundlegenden Anteilsneuverteilung gezwungen. Die RTL-Eigner CLT, Bertelsmann, Burda und FAZ mußten sich bei RTL2 unter die magische 25-Prozent-Marke ducken, die der Rundfunkstaatsvertrag als Schwelle zum maßgeblichen Einfluß auf ein Programm definiert. Die Privat-TV-Neulinge Heinrich Bauer Verlag und Tele München haben den BIL-Anteil und die Reste der RTL-Gesellschafter übernommen und halten nun mit jeweils 37,5 Prozent die Mehrheit an RTL2. Zudem mußte die CLT ihren vorherrschenden Einfluß im RTLplus-Programmbeirat beschneiden lassen. Damit waren wenige Tage vor der endgültigen Lizenzentscheidung die Hauptbedingungen der Kasseler LPR erfüllt. Gescheitert ist die Medienanstalt allerdings mit dem Versuch, die RTL-Wettbewerbsklausel zu kippen, die den RTL-Gesellschaftern die Beteiligung an anderen Sendern nur mit Genehmigung aller RTL-Eigner gestattet. Mit Hilfe dieser Klausel blockiert die CLT bislang die Beteiligung von Bertelsmann am Kölner Infokanal VOX. Doch mit den Veränderungen bei RTL und RTL2 änderte sich auch die Marktsituation und damit die Handhabe der Medienhüter gegen die rechtlich bedenkliche Klausel.

Wenn die neue Gesellschafterstruktur notariell beglaubigt ist, steht der Ausstellung der Lizenzurkunde nichts mehr im Wege. Dann könnte RTL2 schon Ende Januar auf Sendung gehen. Christoph Heinzle

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