Mit Fehlergarantie

■ Neues Werbekapitel in der Zeitung

Malmö (taz) – Die Werbung um ZeitungsabonnentInnen scheint grenzenlos. Ob Gratisabos, Weltreise oder Öko-Kühlschrank – alles von vorgestern. Ein neues Kapitel im Werbekampf hat die im schwedischen Malmö erscheinende Arbetet aufgeschlagen. Einst die Nummer eins auf dem lokalen Zeitungsmarkt, derzeit aber nur die Zweite in der Konkurrenz, hat sie jetzt zu einem Schlag ausgeholt, mit dem man fehlende Anzeigenkunden ebenso treffen will, wie neue AbonnentInnen. Alle AbokundInnen bekommen zum Jahresbeginn 1993 eine Tüte zugeschickt. In der Tüte sollen sie die Quittungen von Einkäufen in den Geschäften sammeln, die – richtig! – mit Anzeigen in der Arbetet für ihre Waren geworben hatten. Von der Summe der Quittungen erhalten die LeserInnen 1,5 Prozent Rabatt auf den Abopreis. Wer also für 10.000 Kronen (ca. 24.000 DM), die er bei Arbetet-InserentInnen läßt, hat sein Jahresabo gratis. Mit der Aktion macht sich Arbetet, von der Gesinnungsfarbe her sozialdemokratisch, auch um die Schaffung von Arbeitsplätzen verdient. Denn: irgend jemand muß ja die Quittungen der LeserInnen der schon jetzt mit einer Auflage von über 100.000 verbreiteten Arbetet zusammenzählen und mit der Inserentenliste vergleichen.

Außerdem gibt die Zeitung eine Garantie, daß sie jeden Leserbrief der Abonnenten veröffentlicht: ohne zahlenmäßige Begrenzung, ohne Rücksicht auf den Inhalt – solange nicht strafbar oder moralisch anstößig – und nur mit dem üblichen Kürzungsvorbehalt. Der Fan, der 365mal im Jahr seinen Fußballverein Malmö FF hochleben lassen will, bekommt also seine tägliche Zeile. Und schließlich die Fehlergarantie: JedeR LeserIn, die in Arbetet einen sachlichen Fehler findet und diesen der Zeitung meldet, bekommt den Gegenwert eines Monatsabos auf dem Konto gutgeschrieben. In Malmö wird jetzt nicht nur gerätselt, ob sich die Geschichte für die traditionsreiche Arbetet – vor knapp einem Jahr haarscharf dem Tod durch Konkurs entgangen – rechnet, sondern auch, wie die lokalen Konkurrenzblätter, Sydsvenska Dagbladet und Skanska Dagbladet, reagieren werden. Bis jetzt war es auf dem Malmöer Zeitungsmarkt Sitte, die Werbeangebote der Konkurrenz möglichst kräftig zu übertreffen. Angeblich sind Sonderschichten bei Werbefirmen angesagt, um Arbetet-Werbegags Paroli zu bieten. Reinhard Wolff