: 2 gegen 1
KOMMENTAR
2 gegen 1
Merkwürdig ist das ja schon. Da versucht der Erste Bürgermeister die BürgerInnen auf bevorstehende „magere Jahre“ vorzubereiten und nur ein paar Tage später bestellt der Zweite Bürgermeister ebenfalls die Journalisten zu sich und läßt ausrichten, daß ja alles nicht so schlimm sei. Was darf man daraus schließen?
Zunächst, daß beide nicht so genau wissen, wie's weitergeht. Und damit stehen sie nicht allein: Auch die Wirtschaft ist mieser Stimmung, obwohl die ökonomischen Daten in der Tat zur Zeit nicht mehr ausweisen, als daß die Hochkonjunktur der ersten Vereinigungseuphorie allmählich ausläuft. Dennoch: Unsicherheit allerorten. Dafür sorgt nicht zuletzt die Bundesregierung, die sich in den vergangenen Monaten als überfordert erwiesen hat. Wie soll denn ein Unternehmer oder auch ein Bürgermeister wissen, worauf ein orientierungsloser Kohl samt Wirtschaftsministergehilfen zusteuert. Da baut man doch lieber vor.
Aber wie? An diesem Punkt unterscheiden sich dann eben unsere beiden Bürgermeister. Während der eine, der zweite nämlich, versucht die Lage zu analysieren und zu den richtigen Schlußfolgerungen zu gelangen, baut der andere, der erste, lieber vor. Kann doch nicht schaden, wenn man die Menschen erst mal auf Schlimmeres vorbereitet. Steht man hinterher, wenn's dann doch nicht so dolle kommt, umso glänzender da. Zumal, wenn man nicht den Mut hat, den Bonner Tollitäten entschlossen entgegenzutreten. Könnte ja schlecht sein fürs Renommee. Uli Exner
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen