Nachschlag

■ Ayckbourns „Der Held des Tages“ im Schloßparktheater

Mut und Phantasie bewies Niels-Peter Rudolph als kommender künstlerischer Direktor der Staatlichen Bühnen mit Ayckbourns „Der Held des Tages“ im Schloßparktheater nicht. Alles wirkte eher mit links als mit leichter Hand gemacht. Gefällige, eindimensionale Charaktere ohne Entwicklungschancen ließen die Inszenierung in einer subtropischen Reiseprospektvilla auf der Stelle treten. Auf der Bühne keine neuen Ideen, folgt die Einrichtung doch zu auffällig derjenigen der Hamburger Inszenierung von 1990.

Allein Susanne Böwe wagt gegen die dürftige Ausstattung ihrer Rolle Großes – und gewinnt. Mit unschuldiger Liebesfähigkeit hat sie sich in Ehemann Vic Parks das spannendste Objekt ausgesucht, nämlich das falsche mit dem Reiz der überfordernden Steigerung. Er war Bankräuber und bleibt im Herzen Killertyp, kein „Dieb von Paris“. Nun steckt sie mit ihren zwei Kindern im Irrtum ihres Lebens. Böwe nimmt die kunstgewerblich dünne, von Effekten zersplitterte Vorlage spöttisch an und behauptet sich als kritische Schauspielerin gegen Text und Manntyrann. Der Befreiungsschlag wird kommen. Das ist zugleich kompliziert, spannend und amüsant. Nur fehlen in der Nebenrolle die großen Gelegenheiten und überhaupt die Ansprechpartner für ihren intelligenten Spielcharme. Denn die minimal reflektierten Routiniers Michael Degen als freundlich-kalter Bösewicht Vic Parks und Angelica Domröse als manirierte und herrische Redakteurin Rellington sind in bühnenstarken Klischees verfangen; allein das Publikum ist an die Ersetzung von Leistung durch marktgängige Personenaura gewöhnt: daß auf der Bühne kaum jemand Figuren zustande brachte, fiel dem jahresendlich gelockerten Schloßparkpublikum kaum auf, man hatte Geduld. So war der Beifall am Ende extrem geteilt: Demonstrativer Applaus, Buhs und ruhende Hände saßen im Schloßparktheater nah beieinander. Bertold Rünger

Weitere Vorstellungen: 8.1., 11.1. und 19.1.