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Klaus Croissant als DDR-Spion angeklagt

■ Der Rechtsanwalt und RAF-Verteidiger soll jahrelang die linke Szene bespitzelt haben

Berlin (taz) – Klaus Croissant muß sich nun wegen „geheimdienstlicher Agententätigkeit“ für den Staatssicherheitsdienst der DDR verantworten. Generalbundesanwalt Alexander von Stahl hat gegen den 61jährigen, der seit dem 14. September in Untersuchungshaft sitzt, beim 1.Strafsenat des Berliner Kammergerichts Anklage erhoben.

Croissant wird vorgeworfen, der Stasi- Hauptabteilung XXII (Terrorabwehr) als Inoffizieller Mitarbeiter mit dem Decknamen „Taler“ von Januar 1981 bis zum Untergang der DDR „interne Informationen und Einschätzungen zu Entwicklungen und Personen innerhalb des linken Spektrums der Bundesrepublik“ geliefert zu haben. Anhand der Kassenbücher der Staatssicherheit will die Bundesanwaltschaft belegen, daß Croissant als Agentenlohn insgesamt 71.000 Mark kassiert hat.

1982 soll IM „Taler“ seine Lebensgefährtin, die spätere Europaabgeordnete der Grünen, Brigitte Heinrich, für das MfS geworben haben. Sie soll den Decknamen „Beate Schäfer“ erhalten haben. 1984 hatte Brigitte Heinrich dann das Angebot eines Listenplatzes der Grünen für die Wahlen zum Europaparlament angenommen – nachdem sie sich zuvor mit Croissant und ihrem Führungsoffizier abgestimmt habe.

Nach dem Einzug ins Straßburger Parlament sei das Duo „Taler/Schäfer“ für die Stasi so bedeutsam geworden, daß auch der Leiter des Auslandsspionagedienstes HVA, Markus Wolf, und der Mielke-Stellvertreter Gerhard Neiber mit dem Vorgang befaßt wurden. Croissant, der von 1985 bis Ende 1989 als Fraktionsassistent der „Regenbogenfraktion“ angestellt war, hat sich nach Angaben der Bundesanwaltschaft von 1983 bis zum Tod Brigitte Heinrichs 1987 als deren „Kurier und Instrukteur“ betätigt – zusammen mit Heinrich habe er das MfS über „Personalia und Aktivitäten der Grünen, insbesondere ihres Bundesvorstandes, ihrer Bundestagsfraktion und der Regenbogenfraktion“ in Straßburg unterrichtet. Beide berichteten auch über Interna der taz, bei der Brigitte Heinrich Anfang der achtziger Jahre Redaktionsmitglied war.

Croissant selbst erklärt in einem Brief vom 9. November, seine Gespräche mit dem MfS hätten sich „im Spannungsfeld zwischen aggressiver BRD und defensiver DDR“ abgespielt. Als obszön bezeichnete er, „daß ausgerechnet die Bundesanwaltschaft sich in meinem Verfahren zum Schutzpatron der Linken aufschwingt. Noch obszöner finde ich allerdings das Bündnis, das ein Teil der Alt-68er-Linken und einer sich einst links gebenden Schickimicki-Szene mit der Bundesanwaltschaft eingegangen ist. Die infame Behauptung, ich hätte die Linke ,verraten‘, erleichtert es der Bundesanwaltschaft, mich weiter in Haft zu halten.“ Wolfgang Gast

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