Auf meinem Tigerfahrrad bin ich Kapitän

■ Ideen und ihre Beförderung: Eine Ausstellung von Ecki Sauer und Kord Schepke im Kaifu Art Center

und Kord Schepke
im Kaifu Art Center

Für eine Heizung hat das Geld, zumindest in diesem Winter, nicht mehr gereicht: Das Kaifu Art Center, das vor einigen Monaten im ehemaligen Umkleide-Trakt auf dem Gelände des Eimsbütteler Freibades eröffnet wurde, offenbart sich jetzt als die kälteste Galerie von ganz Hamburg. Aber die Nutzerinnen und Nutzer der Ateliers trotzen allen Schwankungen der Quecksilbersäule. Mehr noch: Kaum sind die Minusgrade überwunden, schon wird die nunmehr dritte Ausstellung im Kaifu Art Center eröffnet.

Ecki Sauer und Kord Schepke, beide Studenten an der Hamburger Fachhochschule für Gestaltung, haben den Galerie-Raum mit zahlreichen Objekten und Installationen zu ihrem gemeinsamen zentralen Thema bestückt: Die Beförderung der Idee zur Kommunikation, könnte man dieses nennen.

So haben die beiden nicht nur einen eingetragenen Verein „Kreativ Wohnen und Arbeiten“ gegründet, sondern auch ein anderes Objekt zum Zwecke des geistigen Austausches installiert: Die „Bücherei“ nebst Wandbord versammelt ein gutes Dutzend Bücher zur entsprechenden Benutzerordnung: Es gibt „kein Rückgabedatum“ und der „Bestand ändert sich ständig“. Denn: Wer ein Buch ausleiht, soll dies im Tausch gegen ein Exemplar aus seinem privaten Bestand tun.

In bester Fluxus-Tradition steht ein Dialog, den Kord Schepke und Ecki Sauer per Post führten und dessen Ergebnisse sie dokumentieren. Postman's Choice hatte der Fluxus-Künstler Robert Filliou einst seine Arbeit genannt, für die er eine Postkarte mit zwei Adressaten versah und weiteres den Postbeamten überließ. Nach dem gleichen Verfahren haben Sauer und Schepke ihre Adressen auf jeweils eine Postkarte geschrieben - bei wem das Stück schließlich im sechsten „Umlauf“ wieder ankam, der durfte es behalten.

Die Installation „Ideenkartei“ ist für Ecki Sauer die „Verknüpfungszentrale“: Blätter, Skizzenbücher, Texte und Fotos werden in einer Ecke des Raumes in einem grob zusammengezimmerten „Büro“ archiviert. Die Auswüchse seiner Ideenkartei sind in ihrem Umfeld zu bewundern: So trug der Künstler die hier ausgestellte „Sandweste“ auch schon auf dem Leib: Die an das Kleidungsstück genähten Sandsäckchen symbolisieren vorgefaßte Pläne wie etwa „Stipendium und Bank gründen.“ Ist das Projekt in die Praxis umgesetzt, wird das Symbol entleert, Weste und Künstler buchstäblich erleichtert.

Besondere Aufmerksamkeit aber verdient Sauers „Transformationsaktion“ unter dem Arbeitstitel „Tigerfahrrad“. Der Student will ein Motorrad - durch Versteigerung von dessen Einzelteilen - in den Ankauf von einhundert öffentlichen Fahrrädern nach Amsterdamer Modell umwandeln. Schließlich heißt die Ausstellung ja auch „Strategien des Handelns“.

Zum inflationären Phänomen der Visitenkarte hat Kord Schepke noch eine besondere Arbeit entwickelt. Seine Visitenkarten sind nicht nur mit Foto und Telefonnummer von ihm selbst bedruckt, sondern auch mit variierenden Statements. „Ich bitte den Beamtenstatus innerhalb des Hochschulwesens zu überdenken“ zum Beispiel. Und während dieser Appell im Raume stehen bleiben mag, sind doch zumindest Ecki Sauer und Kord Schepke der Beweis für kreativen „akademischen“ Nachwuchs. Mechthild Bausch

Kaiser-Friedrich-Ufer 2, Eröffnung: morgen abend, 19 Uhr; bis 16.1., tägl. 17-24 Uhr