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Mit schärferen Gesetzen rechnen

■ Umweltorientierte Auflagen machen Schiffahrt nicht teurer

Rund 90 Millionen Tonnen Rohöl werden in der Bundesrepublik jährlich importiert. 85 Prozent davon werden irgendwann einmal mit dem Tanker transportiert. Damit ist die deutsche Mineralölindustrie einer der wichtigsten Auftraggeber für die Beförderung von Rohöl.

Die Firmen wie ESSO, Shell, BP, VEBA etc. rechnen nach der Ölkatastrophe vor Shetland – der zweiten in einem Monat in Europa – mit einer Verschärfung der Gesetze und Vorschriften für den Seetransport von Öl.

Weil 80 Prozent der Tankerunfälle auf sogenanntes menschliches Versagen zurückgingen, habe sich die ESSO AG bislang auf die Kontrolle der Ausbildung der Besatzungen von ihr gecharterter Schiffe konzentriert, so Ulrich Protz von ESSO. Die Mutterfirma Exxon International führe ständige Kontrollen der Besatzungen, ihres Fortbildungsstandes und der technischen Voraussetzungen der gecharterten Schiffe durch. Zudem seien alle von Exxon genutzten Schiffe „unter 18 Jahre alt“, so Protz. Ein Kontrollprogramm mit Punkten hat auch die Shell für ihre Tanker aufgelegt. Auch die VEBA, die als einziger Konzern noch einen Tanker unter deutscher Flagge betreibt, glaubt an die eigenen Sicherheitsvorkehrungen.

Protz und seine Kollegen sind sich dennoch bewußt, daß nach dem zweiten Unfall in Folge strengere Transportvorschriften kommen werden. „Da sagen Sie mir nicht Neues“, so Protz. Neue Schiffe mit doppelter Hülle, doppeltem Boden und anderen zusätzlichen Sicherheitsvorkehrungen sowie besser geschultes Personal würden aber erhebliche Summen kosten. Protz spricht von 80 Millionen Dollar für die Nachrüstung eines einzigen Großtankers.

Bezogen auf den Benzin- oder Dieselpreis in der Bundesrepublik geht es dann immer noch nur um Pfennigbeträge. Und die Autofahrer sind schließlich die Hauptkonsumenten des importierten Öls. Über 50 Prozent des in Deutschland verbrauchten Öls wandert in die durstigen Motoren bundesdeutscher Autofahrer, noch einmal ein Viertel wird als Heizöl verheizt.

Als Sofortmaßnahmen fordern Umweltschützer und Politiker aller Parteien inzwischen striktere Kontrollen der Schiffe und Einfuhrverbote für unsichere Tanker in deutschen und europäischen Häfen. Mit Abgaben und strengeren Haftungsvorschriften sollen die Reeder und Ölgesellschaften bei Unfällen stärker zur Kasse gebeten werden. „Langfristig“, darauf hat der Verkehrsclub Deutschland (VCD) hingewiesen, „hilft nur eine drastische Einschränkung des Energieverbrauchs. Jeder Autofahrer kann schon heute [...] damit beginnen.“

Die USA sind nach dem Unfall der „Exxon Valdez“ in Alaska mit strengeren Vorschriften schon vorangegangen. Das Bundesverkehrsministerium wollte dem auf Anfrage der taz noch nicht folgen. Internationale Einigungen seien das Beste, so Sprecher Scholz. ten

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