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Schlechte Aussichten für Osteuropas Wirtschaft

■ Etwas Hoffnung auf Wachstum können derzeit nur Ungarn und Polen schöpfen

Wien (AFP/taz) – Die Talfahrt der Wirtschaft in Osteuropa hält weiter an. Auch 1992 mußten die osteuropäischen Staaten im dritten Jahr in Folge einen folgenschweren Einbruch hinnehmen, der sich in einem weiteren Rückgang des Bruttosozialprodukts (BIP), der Industrieproduktion sowie in drastischen Entlassungswellen niederschlug. Nach Schätzungen des Wiener Wirtschaftsinstituts für Internationale Wirtschaftsvergleiche (WIIW) sank das BIP in Polen um ein Prozent, in Ungarn um zwei und in der CSFR um sieben Prozent. Weit dramatischer ist die Lage in den übrigen Staaten: In Rumänien und Bulgarien gingen die gesamtwirtschaftlich erbrachten Leistungen um mehr als 15 Prozent, in den Staaten der ehemaligen Sowjetunion sogar um über 16 Prozent zurück.

Nach Ansicht der Wirtschaftsforscher dürfte es auch in diesem Jahr weiter abwärts gehen. Sie prognostizieren einen erneuten Rückgang des BIP um zwischen zwei und fünf Prozent für die Tschechische Republik, die Slowakei, Rumänien und Bulgarien; für Rußland und die Ukraine 15 bis 20 Prozent. Nur Polen und Ungarn dagegen können, sofern die politische und soziale Lage stabil bleibe, erstmals seit dem Übergang von der Plan- zur Marktwirtschaft wieder mit einem Wachstum von bis zu zwei Prozent rechnen.

Doch gerade in der Massenarbeitslosigkeit und dem wachsenden Unmut der Bevölkerung über die sozialen Auswirkungen der Wirtschaftsreformen sehen die WIIW-Experten eine Gefahr für die Stabilität. Die Schließung weiterer großer unrentabler Staatsbetriebe und die drastische Abnahme des Handels zwischen den Staaten des ehemaligen Rates für gegenseitige Wirtschaftshilfe (RGW) wird aber zu einem weiteren Anstieg der Arbeitslosigkeit führen. Ende 1992 waren in Polen bereits 13,5 Prozent der Erwerbstätigen offiziell arbeitslos, in Ungarn elf, in Rumänien zehn und in der CSFR 5,5 Prozent. Bei der Bekämpfung der Inflation konnten einige Staaten, allen voran die CSFR mit einer Teuerungsrate von 15 Prozent, zwar Erfolge erzielen, die aber durch die horrenden Haushaltsdefizite bald wieder zunichte gemacht werden können. In Rumänien betrug die Inflation 1992 ohnehin 250 Prozent, im ehemaligen Jugoslawien und in den GUS-Staaten sogar über 1.000 Prozent.

Die Wirtschaftskrise, das Wohlstandsgefälle zwischen Ost und West, die zunehmenden protektionistischen Tendenzen in Westeuropa sowie die nationalistischen Konflikte hätten die Menschen Osteuropas zu der Erkenntnis gebracht, daß ihre Hoffnung auf schnelle wirtschaftliche Prosperität nicht mehr als eine „Illusion“ war, konstatierten die Wiener WIIW-Experten. es

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