: Tödliche Computer-Spiele
■ Neurologen bestätigen: Nintendo kann Anfälle auslösen
Berlin (taz/AFP) – Der 14jährige Engländer Jasminder hatte knapp eine Stunde „Super Mario“ gespielt, als er heftig zuckend zusammenbrach. Wenige Minuten später war der Junge tot. Seine Mutter sagte danach: „Nintendo hat meinen Sohn getötet.“
In Großbritannien ist dies der einzige bekanntgewordene Todesfall, der mit einem Videospiel zusammenhängen könnte. Doch viele britische Eltern mußten ihre bewußtlosen oder an Zuckungen leidenden Kinder vom Rettungswagen ins Krankenhaus bringen lassen. In anderen Fällen war Mund-zu-Mund-Beatmung nötig, weil das Kind plötzlich blau im Gesicht anlief: So beispielsweise die 14jährige Samantha, deren Mutter sagt, sie habe ihre Tochter während der zehnminütigen Ohnmacht bereits für tot gehalten.
Auch in Japan und den USA mehren sich Eltern-Klagen über epileptische Anfälle ihrer Kinder beim Spiel mit „Nintendo“ und „Sega“. Die britische Wochenzeitung Observer zitiert Neurologen, wonach die Spiele in seltenen Fällen tatsächlich töten können.
Mediziner haben inzwischen festgestellt, daß die Video-SpielerInnen unter der sogenannten Photosensibilität leiden, einer relativ weit verbreiteten Krankheit, die sie hochempfindlich auf die blinkenden Lichter der Spiel-Maschinen reagieren lasse. Unter epileptischen Kindern kommt die Photosensibilität deutlich häufiger als bei Nicht-Epileptikern vor.
In Japan, wo mit Nintendo der weltgrößte Videospielhersteller ansässig ist (40 Millionen verkaufte Spiele), hat die Regierung eine Untersuchung über mit den Spielen zusammenhängenden Teenager-Tode veranlaßt. Auch die Londoner Regierung läßt die gesundheitlichen Auswirkungen der Spiele untersuchen. In der Bundesrepublik, einem der größten Absatzmärkte, gibt es keine entsprechenden Reaktionen.
Die beiden Video-Giganten, Nintendo und Sega, bestreiten, daß von ihren Produkten ein größeres Gesundheitsrisiko ausgeht. Für besorgte Eltern halten die Hersteller dennoch Ratschläge bereit: Die Kinder sollen regelmäßig Pausen einlegen und die Augen nicht zu dicht am Schirm haben. dora
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen