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Martialische Kraftmeierei

■ Betr.: Gastkommentar „Humanitäre Intervention in Bosnien“, taz v. 5.1.

Die Vorschläge von Ralf Fücks und F.W.Graefe zu Baringdorf sind ja dort durchaus akzeptabel, wo sie sich für ein Menschenrechtstribunal nach dem Krieg einsetzen und eine ständige Friedenskonferenz in Helsinki anregen. Das pazifistische Credo wird allerdings fragwürdig, wenn für sie eine Beendigung der bosnischen Tragödie nur noch durch Androhung und ggf. Anwendung von Waffengewalt vorstellbar ist. Droh- und Disziplinierungsversuche durch martialische Kraftmeierei und militarisches Potenzgehabe — das ist die Konfliktbereinigung der Steinzeit. Bedauerlich, daß mehr und mehr namhafte Grüne ihr pazifistisches Selbstverständnis endgültig an den Nagel hängen, nachdem sie der Friedensbewegung schon vor Jahren den Rücken gekehrt hatten.

Dafür nähern sich Fücks, Graefe — und nun auch Lothar Probst — mit ihrem verantwortungslosen Gerede vom „Verlust der Unschuld durch Tatenlosigkeit“ bedenklich der Demagogie eines Heiner Geißler, der einmal den Pazifismus der 20er Jahre für den 2. Weltkrieg und Auschwitz mitverantwortlich gemacht hatte. Die grünen Verfasser der bisherigen Debattenbeiträge wären gut beraten, wenn sie sich den Entwurf einer „Alternative der Friedensbewegung zur militärischen Intervention“ gründlich erarbeiten würden. Der enthält zwar auch nicht den „Stein der Weisen“, scheint aber für eine Überprüfung der Thesen geeignet. Hermann Detlevsen, Worpswede

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