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Alliierter Luftangriff auf den Irak

■ Gestern abend begann der Angriff von Flugzeugen der USA, Großbritanniens und Frankreichs/ Iraker dringen zum vierten Mal in Kuwait ein

Washington/Bagdad/Nikosia (AFP/wps/taz) – Die Golfkriegsalliierten haben gestern abend eine Militäraktion gegen den Irak geflogen. Flugzeuge der USA, Frankreichs und Großbritanniens starteten zu einem Luftangriff. Über die genauen Ziele war zunächst nichts bekannt. Wie aus Militärkreisen verlautete, flogen US-Maschinen vom Flugzeugträger „Kitty Hawk“ aus. Französische Flugzeuge eskortierten andere US-Maschinen. Britische Tornados beteiligten sich ebenfalls an dem Angriff. Nach Angaben des US-Fernsehsenders CNN waren insgesamt 100 Flugzeuge an dem Angriff beteiligt. Sie sollen u.a. aus der Türkei gestartet sein. Die Fernsehgesellschaft ABC sprach von Zielen im Süden des Irak. Radio Bagdad war gestern abend wegen eines gewaltigen Störsenders nicht mehr zu empfangen. In Bagdad blieb zunächst alles ruhig. Die Bevölkerung wußte offenbar nichts von dem Angriff.

Zuvor hatte es in Washington geheißen, Präsident George Bush habe sein „grundsätzliches Einverständnis“ zu einem Militäreinsatz gegeben.

Die in Washington diskutierten militärischen Szenarios gegen den Irak schließen Angriffe auf die Luftabwehrraketen in der nördlichen Flugverbotszone, Luftwaffenstellungen, Kampfflugzeuge am Boden oder Kommunikationsanlagen ein. Außerdem wurde erwogen, eine der irakischen Truppenmassierungen zu bombardieren, die die Kurden im Norden und die Schiiten im Süden des Landes bedrohen. Mitarbeiter des Pentagon wiesen darauf hin, daß es sich bei einem Angriff der westlichen Alliierten um eine entschlossene Operation handeln werde, die Saddam Hussein eine „blutige Nase“ verpassen solle, und es sich nicht lediglich um einen Blitzüberfall handeln werde. Möglicherweise könnte eine solche Operation auch mehrere Tage dauern.

Schon am Dienstag waren gleich zwei neuerliche Warnungen in Richtung Bagdad erfolgt: eine bezüglich der Verletzungen der kuwaitischen Grenze und eine hinsichtlich der Raketenstellungen im Nordirak. Nach Angaben aus der US-Administration sind zwei der Raketenbatterien mittlerweile aktiviert worden. Parallel zur Verstärkung des US-Druckes auf den Irak kam der irakische UN-Botschafter Nisar Hamdun prompt mit einem Angebot zum Dialog. Er deutete Kompromißbereitschaft in der Frage der UN-Flüge an. Die UNO will heute eine Fluggenehmigung für die Einreise ihrer Inspektoren beantragen.

Ein Gespräch über die Krise zwischen Hamdun und dem Vorsitzenden des Sicherheitsrats, Yoshio Hatano, führte am Dienstag abend jedoch zu keinem Ergebnis. Während Hamdun im Anschluß an das Treffen die Verhandlungsbereitschaft seines Landes unterstrich, teilte Hatano mit, er verliere nun langsam die Geduld.

Die offizielle irakische Tageszeitung Al Dschumhurija berichtete unterdessen unter Berufung auf einen Sprecher Saddam Husseins, die Regierung sei entschlossen, wieder die Kontrolle über Kuwait zu gewinnen. Kuwait sei „integraler Bestandteil“ des Irak und werde trotz der Haltung der USA und des UN-Sicherheitsrates zum Irak „zurückkehren“, hieß es. Die Erklärung steht vermutlich in Zusammenhang mit dem zweiten Jahrestag des Beginns des Golfkriegs am 17. Januar. b.s./klh

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