: Stoffwechsel aus vollem Schrot und Korn
■ Vollwert-Ernährung ermöglicht Hilfe für DiabetikerInnen
Gerade für DiabetikerInnen ist eine gesunde, ausgewogene Ernährung von Bedeutung. Ihre Stoffwechselsituation ist durch das Fehlen oder die eingeschränkte Wirksamkeit des Hormons Insulin gestört. Vollwert-Ernährung entspricht in idealer Weise den Ernährungsempfehlungen für DiabetikerInnen. Und sie grenzt diese nicht aus, denn sie ist für die ganze Gesellschaft empfehlenswert.
Übergewichtige Typ-II-DiabetikerInnen, früher oft AltersdiabetikerInnen genannt, können ihrer Krankheit am wirksamsten begegnen, indem sie abnehmen. Eine Verminderung des Übergewichts um wenige Kilogramm reicht bei älteren DiabetikerInnen häufig aus, um die Wirksamkeit des körpereigenen Insulins zu verbessern. Vollwert-Ernährung hilft beim Abnehmen: Wenn ein Brötchen mit Diabetiker-Marmelade zum Frühstück gegessen wird, ist das schnell verdaut, und der Hunger kommt bald wieder. Anders bei einem Müsli mit Vollkornschrot. Hier verdaut der Magen langsamer, die Sättigung hält länger an.
Schwieriger ist es bei Typ-I-DiabetikerInnen, früher jugendliche Diabetiker. Sie können, wahrscheinlich infolge eines Virusinfekts mit nachfolgender Autoimmunreaktion, kaum mehr eigenes Insulin bilden und sind daher immer auf die Zufuhr von Insulin mittels Spritzen oder Insulinpumpe angewiesen. Mit Vollwert-Ernährung können sie ihre Stoffwechsellage stabilisieren und möglicherweise sogar ihre Insulindosis senken. Zur Ernährungsumstellung bedarf es allerdings genauer Schulung und der Rücksprache mit der behandelnden Ärztin.
DiabetikerInnen sollten sich kohlenhydratreich sowie relativ fett- und eiweißarm ernähren. Untersuchungen zeigen, daß bei einem hohen Kohlenhydratanteil die Stoffwechseleinstellung stabiler ist. Wenn wir ballaststoffreiche Lebensmittel verzehren, werden die Kohlenhydrate daraus nur langsam freigesetzt. Der Blutzuckerspiegel ist vom jeweiligen Lebensmittel abhängig. Beispielsweise führen Vollkornprodukte in der Regel zur geringeren Blutzuckeranstiegen als Produkte aus Auszugsmehl. Besonders rohes Getreideschrot und unerhitzte Getreidekeimlinge bewirken niedrige Blutglucoseerhöhungen. Das gleiche gilt für Hülsenfrüchte. Bestimmte Kohlenhydrate, aus fast allen Gemüsearten, erhöhen den Blutzucker kaum. Dr. Karl v. Koerber
Der Autor ist Oecotrophologe.
Koerber, Hammann, Willms: „Für Diabetiker: Vollwert-Ernährung“. Gräfe und Unzer, München 1991
Koerber u.a.: „Vollwert-Ernährung –Konzeption einer zeitgemäßen Ernährungsweise“. 7., überarb. Aufl., Haug, Heidelberg 1993
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