Kriminelle „Delphin“-Geschäfte

■ Warenterminhandel: Staatsanwaltschaft ließ Geschäftsführer fest nehmen

In der beschaulichen Richard- Wagner-Straße am Rande Schwachhausens hat die Polizei in der Nacht auf Freitag ein dubioses Büro mit feiner Adresse durchsuchen lassen: Als Warenterminhandelsgesellschaft wurde die durchsuchte Delphin GmbH vor sechs Jahren gegründet. Seit Februar 1988 bezeichnet sie sich schlicht als Warenhandelsgesellschaft. Der Vorwurf gegen die feine Firma: Betrug.

9 Millionen Mark sollen die Herren und Damen von Delphin nach Auskünften der Pressestelle der Staatsanwaltschaft hinterzogen haben.

Der Geschäftsführer und ein Mitarbeiter wurden am Donnerstag nachmittag vorläufig festgenommen. Der ermittelnde Staatsanwalt hat den Verdacht, daß „kein nachvollziehbares Geld“ von den Summen, die die Anlagenberater von ihren Kunden erhielten, „an der Börse gelandet ist“. Einige der geprellten Kunden haben schließlich Anzeige erstattet. Und bei der Durchsuchung fand die Staatsanwaltschaft „schlimmeres als man sich vorher vorgestellt hat“.

Gründer der Delphin Gesellschaft war der Kaufmann Hans- Joachim Hoffmann, der im letzten Jahr wegen Steuerhinterziehung und betrügerischem Konkurs vor Gericht stand. Der Kaufmann blieb der Branche, in der sich so schnell so viel Geld verdienen läßt, treu: Wie seine Konkurs gegangene Firma „Diro“, die unter derselben vornehmen Schwachhauser Adresse firmierte, lockte auch Delphin ihren Kunden das Geld aus der Tasche.

1987 gab Hoffmann seinen Geschäftsführerposten bei der Firma Delphin auf. Seit 1992 ist der Bremer Kaufmann Gerd-Heinz Torkler Geschäftsführer, der schon vor Jahren mit Hoffmann zusammengarbeitet hat: als Vertreter in dessen Firma Diro. In dem Prozeß gegen Hoffmann hatte Torkler als Zeuge ausgesagt. — Wenig glaubwürdig allerdings, befand das Bremer Landgericht in seinem Urteil. Einen ähnlichen Eindruck hatte das Hohe Gericht von der Zeugin Weisner, Gesellschafterin und zeitweilige Geschäftsführerin der Firma Delphin.

Seit Jahren beobachten Staatsanwaltschaft und Kripo in der Warenterminbranche zahlreiche schwarze Schafe. Per Telefon schwatzen die Vertreter ihren vorzugsweise vermögenden, aber in Geldgeschäften eher naiven Kunden per Telefon angeblich sehr gewinnträchtige Anlagen auf. In den bunten Prospekten, die sie verschicken, steht zwar meist zu lesen, daß sie einen sehr hohen Prozentsatz — bis zu knapp 50 Prozent des angelegten Geldes — selbst einstreichen, doch viele Kunden lassen sich mit der Aussicht auf die schnelle Mark locken. In dem Delphin-Fall haben die Spekulanten das Geld offenbar überhaupt nicht angelegt, sondern direkt eingestrichen. Unter demselben Vorwurf ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen den TuS-Walle-Sponsor Brüggemann. Diemut Roether