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Boris ist froh

■ Lädierter Oberschenkel befördert Becker aus den Australian Open

Melbourne (taz/dpa) – Wer sein Geld gerne bei Tennis-Wetten aufs Spiel setzt, sollte demnächst weniger die sportlichen Erfolge der Aktiven als vielmehr ihre Krankenbulletins studieren. Boris Becker, nach zuletzt drei Turniersiegen in Folge, 10:2-Favorit auf den ersten Grand-Slam-Titel des Jahres bei den Australian Open in Melbourne, verlor sein Auftaktmatch gegen den schwedischen Qualifikanten Anders Jarryd mit 6:3, 5:7, 6:3, 3:6 und 2:6. Anschließend entschuldigte er die Niederlage mit seinem berühmt-berüchtigten rechten Oberschenkel, der immer gerne dann zu schmerzen beginnt, wenn sich Becker in guter Form befindet. Becker begann das Eröffnungsspiel in Melbourne zwar überlegen und führte schnell 6:3 und 4:1, brach dann aber ein. In den letzten beiden Sätzen mußte Jarryd nurmehr den Ball im Spiel halten, denn Becker stand fast nur noch auf dem Platz rum, wenn er nicht gerade am Lamentieren und Meckern war. Der Schwede äußerte nach seinem Erfolg, daß er „schon seit einer Reihe von Jahren nicht mehr so viel Befriedigung empfunden habe“ und kommentierte lakonisch: „Ich habe von einer Verletzung nichts bemerkt, aber er hat sich schlecht bewegt.“

Becker hatte gehofft, daß die Verletzung, die er sich nach eigenen Angaben im Halbfinale des Turniers von Katar zugezogen hat, rechtzeitig verheilt: „Ich hatte sogar überlegt, ob ich absagen sollte. Meine Hoffnung war, dieses Spiel heute schnell zu gewinnen und mich dann bis zum nächsten Match am Mittwoch vielleicht wieder zu erholen.“ Während des Spiels schimpfte er sich in gewohnter Manier rohrspatzend fast bis zur Raserei, aber hinterher glänzte Becker mit Optimismus: „Eigentlich bin ich ganz froh, daß ich jetzt nochmal zwei Wochen trainieren kann.“

Michael Stich, der dem Amerikaner Alex O'Brien beim 6:4, 7:5, 6:2 keine Chance ließ, war wenig depremiert über das Ausscheiden seines Olympia-Doppelpartners: „Schade für ihn, gut für mich.“ Denn so ist die leichte Hälfte, in die Stich und Becker gelost wurden, für den Grand-Slam-Cup-Gewinner noch ein wenig leichter geworden. „Ich glaube, daß ich sehr weit kommen kann“, spuckte Stich forsche Töne vor seinem zweiten Spiel gegen Fabrice Santoro.

Nach seiner depremierenden Niederlage hätte Becker fast auch noch einen seiner vielen Marathon-Rekorde verloren. Der Berliner Markus Zoecke stand in einem Tiebreak-Drama gegen den Australier Richard Fromberg fünf Stunden und drei Minuten bei den in Melbourne gewohnt hohen Temperaturen auf dem Platz. Aber Fromberg gewann mit 7:6 (7:3), 6:7 (5:7), 7:6 (7:3), 6:7 (9:11), 6:3, und Zoecke verpaßte nicht nur den Einzug in die zweite Runde, sondern auch die Bestleistung für das längste Spiel im Flinders Park um schlappe acht Minuten. Den Rekord hatte Becker 1991 auf dem Weg zu seinem einzigen Titelgewinn in Melbourne im Spiel gegen Omar Camporese aufgestellt. to

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