: Leerstand in bester Lage am Wannsee
■ Spandau: 450 Wohnungen stehen nach dem Abzug von britischen Militärs seit Sommer 1992 leer/ Bezirk machtlos
In Spandau stehen Hunderte, ehemals von den britischen Streitkräften genutzte Wohnungen leer. Nach Auskunft der Oberfinanzdirektion mindestens 450 an verschiedenen Standorten. Die attraktivsten leerstehenden Wohnungen liegen im Bereich Kladow am Sacrower Kirchweg.
Allein dort stehen etwa 100 Appartements leer; eine ganze Siedlung. Die Drei- und Vier-Zimmer- Appartements sind im besten Zustand, haben zumeist Einbauküchen, gekachelte Bäder, größtenteils Süd-Balkons und eine wunderschöne Aussicht über den Wannsee. Mitten zwischen den in den sechziger Jahren gebauten dreistöckigen Häusern befindet sich ein Kinderspielplatz. Die um die Siedlung herum gebauten ebenfalls leerstehenden Zwei-Familien-Häuser verfügen über je eine Garage und einen Vorgarten. Kurzum: Die Wohnungen sind familienfreundlich und dem Augenschein nach sofort beziehbar.
Das findet auch der Spandauer Stadtrat für Wirtschaft und Finanzen, Konrad Birkholz (CDU). Er empfindet es als einen „Skandal“, daß diese Wohnungen nicht genutzt werden. Er habe Hunderte von Anfragen auf dem Tisch und muß allen Bewerbern absagen. Denn nicht sein Amt ist für diesen Wohnungsleerstand verantwortlich, sondern das Bundesvermögensamt. Und das lasse sich mit der Neuvermietung „viel zuviel“ Zeit.
Nach Birkholz' Angaben hat die britische Militärverwaltung die schon im Sommer geräumten Wohnungen im Oktober 1992 dem Bund beziehungsweise der Berliner Oberfinanzdirektion (OFD) übergeben. Die OFD habe die Appartements dem Bundesvermögensamt gemeldet und dieses Amt wiederum im Herbst 1992 beim Spandauer Wohnungsamt eine „Leerstandsgenehmigung“ beantragt und sie auch erhalten. Die Genehmigung sei aber befristet erfolgt, sagt Birkholz, und am 28. Februar 1993 laufe sie aus. Sollte bis dahin das Bundesvermögensamt die Wohnungen nicht renoviert und weitergegeben haben, „werden wir Maßnahmen ergreifen“. Welche allerdings, konnte Birkholz nicht sagen, denn „eine Behörde kann nicht gegen eine andere klagen“.
Barbara Blass, Referentin beim Bundesvermögensamt, bestätigte, daß die Wohnungen am Sacrower Kirchweg schon seit längerem leerstehen. Sie werden von der „Gesellschaft für Eigentumsschutz“ gut bewacht. Aber auch sie lehnte für ihr Amt jede Verantwortung für den Leerstand ab. Erst im Januar seien die Mittel für eine Instandsetzung und Grundrenovierung genehmigt worden. Zwar seien „die Wohnungen im guten Zustand“, aber die Heizungen, Elektroanlagen, der Kinderspielplatz müssen den deutschen DIN- Normen entsprechen. Sie hofft, daß die Arbeiten jetzt bald beginnen. Dann können die Wohnungen in einem halben Jahr vermietet sein. Die Glücklichen stehen auch schon fest. Auf der Warteliste für dem Bund gehörende Wohnungen stehen 2.300 Bundesbedienstete. Anita Kugler
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