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Urs ist der Champion

■ Six-Days mit 10.000 Litern Bier erfolgreich / Wedemeeier ausgepfiffen

Urs ist der Champion

Six-Days mit 10.000 Litern Bier erfolgreich / Wedemeier ausgepfiffen

„Aber Urs Freuler läßt keinen mehr weg. Neunmal war er dabei und hat das Rennen noch nie für sich entscheiden können.“ Diese Sätze flogen aus den Lautsprechern in die vollbesetzte Stadthalle hinunter — eine halbe Stunde später war er der Held! Zu Queens legendärem „We are the champions“ und brausendem Applaus drehten Urs Freuler (Schweiz) und sein Mannschaftskollege Peter Pieters (Niederlande) die Ehrenrunde.

Um kurz nach zehn begann die Schlußjagd. Alle Mannschaften düsen wie die Hornissen mit lautem bzzzzzz über's Feld. Die Profis werfen beim Vorbeifahren einen raschen Blick auf die Ergebnistafel, um zu entscheiden, ob sie nochmal lostreten. Publikumsfavorit Andi Kappes trat kurz vor Schluß nochmal ordentlich in die Pedale, aber er ist durch Krankheit und Operationen des letzten Jahres nicht in Topform. Zusammen mit Etienne de Wilde (Belgier) machte er den vierten Platz. Das Feld fährt nach vierzig Minuten mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 55 Stundenkilometern. Unglaublicherweise setzen sich die Spitzekandidaten immer wieder vom Feld ab und holen eine Runde ein. „Spielend leicht fliegt Urs Freuler von hinten ans Feld heran“, spricht es anerkennend aus den Lautsprechern. Aber die „Jäger“ sind unterwegs...

Der Sportpalastwalzer ertönt jetzt alle paar Minuten, und das mit Bier getränkte Publikum pfeift wie von Sinnen mit. Unter'm Dach hat sich eine kleine Horde bierseliger Jungs versammelt, die ab und zu inbrünstig gegen das Blechdach schlagen. Die Frage „Wer eröffnet die letzte viertel Stunde?“ läßt die Jungs ein förmliches Blech-Gewitter veranstalten. Die Spannung in der Halle entlädt sich wie Blitzableiter an diesem Dach.

„Urs Freuler — immer im richtigen Moment“, nun ist der Mann in den Lautsprecherboxen nicht mehr zu bremsen. Bei der vorletzten Runde unterscheidet nur ein einziger Punkt zwischen den Mannschaften Freuler/Pieters und Clark/Stumpf. Die letzte Runde ist entscheidend: Freuler und Clark (mit 41 Jahren ein alter Haase) gehen wie die Giganten in die letzten Kurven. Das Publikum schreit auf, springt von den Plätzen! Urs, Urs, der mit dem gelben Trikot von Shell Gesponsorte, er von allen bejubelt. Bürgermeister Wedemeier wird hingegen kurz aber massiv ausgepfiffen, als er den Preis überreicht. Aber wer hat Zeit für Politik heute abend: noch ein Bier, noch ein Bier und: war das schöööööön.

Ein neuer Besucherrekord mit 127.000 BesucherInnen wurde dieses Jahr geschafft. Diese wurden mit 500 Taxis pro Abend oder 1.120 Bussen oder einem der 4 Sonderzüge transportiert. In ihren Mägen trugen sie 10.000 Liter Bier davon. vivA

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