Sportlerschweiß gegen Fremdenhaß

■ Großveranstaltung mit Spitzensportlern gegen Ausländerfeindlichkeit in Frankfurt

Frankfurt/Main (taz) – „Mit Hand und Fuß gegen Fremdenhaß“ wollen am 26.Januar in der Frankfurter Festhalle internationale Spitzensportler und Musiker angehen. Unter der Schirmherrschaft von Hessens Ministerpräsident Hans Eichel und Frankfurts Oberbürgermeister Andreas von Schoeler veranstaltet BroVi-Konzepte ein „in Deutschland einzigartiges Sportereignis“. Mehr als 150 OlympiasiegerInnen, WeltmeisterInnen und Deutsche MeisterInnen präsentieren ihren Sport. Heike Henkel und Dietmar Mögenburg werden zu einem Duell im „Synchron-Mixed-Hochsprung“ gegen Carlo Thränhardt und Sabine Braun antreten. Katarina Witt wird im Tor der Frankfurter Löwen den Puck der Olympiasieger im Feldhockey abwehren, während Dagmar Hase das Medaillenteam verstärkt.

Während das Frankfurter Kurorchester Stones-Imitationen spielt, „wetzen“ der Vizeweltmeister im Supermarathon, Jürgen Mennel, und der Goldmedaillengewinner im 5.000-Meter-Lauf, Dieter Baumann, auf Fließbändern. Auch die deutsch-türkische Rockformation Tülay und die guten alten Rodgau Monotones werden dabei sein. Höhepunkt der Veranstaltung soll ein zwanzigminütiges Fußballspiel werden. Eine Auswahl aus Frankfurt, Stuttgart, Bremen, Dortmund und München tritt gegen eine Weltelf mit Spielern von Olympique Marseille, ASMonaco und Bundesligamannschaften an, darunter Abedi Pelé, Basile Boli, Anthony Baffoe, Wynton Rufer und Andreas Herzog.

Idee sei es, erklärt Mitinitiator und -organisator Broka Herrmann, die vielen jugendlichen Fans, die „nach rechts abzudriften“ drohen, anzusprechen: „Wir wollen mit dieser Veranstaltung einen Anfang machen und hoffen auf zahlreiche Nachahmung in den Vereinen.“ Wo Regierung und Politik versage und die Opposition nur „opportunistisch nach Wählerstimmen schiele“, seien andere gesellschaftliche Kräfte aufgerufen, die Humanität zu bewahren. Die Resonanz bei den angesprochenen Sportlerinnen und Sportlern zeige, daß ein „großes Bedürfnis besteht, sich dem Thema zu stellen und gegen Fremdenhaß zu engagieren“, meint Herrmann weiter. Während der Deutsche Sportbund bislang eine Beteiligung an der Veranstaltung verweigert, entschloß sich der Deutsche Fußball-Bund nach einigem Zögern zur Unterstützung. Zunächst hatte der DFB aus „grundsätzlichen Erwägungen“ abgelehnt, obwohl Pressesprecher Wolfgang Niersbach gleich klargestellt hatte: „Natürlich sind wir nicht gegen die Veranstaltung, ganz im Gegenteil.“ Das „Thema Fremdenhaß“ sei jedoch gerade im Fußball so wichtig, daß man lieber eigenständige Veranstaltungen wie jene im Dezember unter dem Motto „Mein Freund ist Ausländer“ organisiere.

Inzwischen hat der DFB den Veranstaltern aber etwa bei der Suche nach Fußballern für das Bundesligateam und die Weltelf unter die Arme gegriffen. Unterstützung fand BroVi-Konzepte auch beim Landessportbund Hessen. Hier stieß man wie bei der Sportjugend Hessen, dem Hessischen Turnerverband und der Turnerjugend auf offene Ohren. Die Messe GmbH mietete die Festhalle für die Veranstaltung und „artmobil frankfurt“ übernahm die technische Leitung. Ansonsten werde „Mit Hand und Fuß gegen Fremdenhaß“ vom Mittelstand sowie Stadt und Land gesponsert. Die Großindustrie habe die Finanzierung abgelehnt. In „fast identisch klingenden Antwortbriefen“ hätten die Firmen auf ihren bereits erschöpften Werbeetat 1993 hingewiesen.

Überschüsse der Benefizveranstaltung sollen in Asylprojekte fließen. Herrmann: „Im Moment sieht es aber eher nach einem Defizit von einer Viertelmillion Mark aus.“ Die VeranstalterInnen hoffen, wenigstens einen Teil über die Eintrittsgelder einzuspielen. Manuela Skotnik