: Treuhand powert gegen das Strom-Monopol
■ Braunkohleunternehmen Mibrag geht an anglo-amerikanisches Konsortium
Berlin (taz/dpa) – Das westdeutsche Strom-Monopol war sich wohl allzu sicher, daß ihm niemand die ostdeutsche Braunkohle wegschnappen würde. Von den Tagebaugruben der Laubag und der Mibrag wollte das von den Braunkohleschürfern Rheinbraun angeführte Kartell der Stromkonzerne RWE, Preussen Elektra und Bayernwerk sich nur die Rosinen herauspicken, den Rest sterben lassen. Nicht einmal die Ausschreibungsfrist glaubten die Stromer einhalten zu müssen.
Gestern nun machte die Treuhandanstalt dem Monopol, das schon glaubte, sich die Stromversorgung Ostdeutschlands vom Brikett bis zur Steckdose gesichert zu haben, einen dicken Strich durch die Rechnung: die Mibrag (Mitteldeutsche Braunkohle AG, Leipzig) geht an ein britisch-US-amerikanisches Konsortium aus NRG Energy und PowerGen. Treuhand- Präsidium und Vorstand werden, so pressemitteilten sie gestern, „unverzüglich Detailverhandlungen“ mit dem Konsortium aufnehmen, weil es beim internationalen Ausschreibungsverfahren das beste Angebot eingereicht hatte.
Dieses sieht laut Treuhand nicht nur einen „attraktiven Kaufpreis und Investitionen in Milliardenhöhe, sondern auch die Weiterführung der Mibrag als selbständiges ostdeutsches Unternehmen“ vor. Experten zufolge beträgt der gebotene Kaufpreis eine Milliarde DM.
Daß in dem ökologischen Katastrophengebiet überhaupt jemand die Verursacher-Firmen übernehmen will, liegt zum Großteil daran, daß Treuhand, Bund und Braunkohleländer für die Sanierung der Altlasten zahlen wollen; in den Jahren 1993 bis 1997 zunächst jährlich eine Milliarde Mark.
Über den Gesamtumfang der Transaktion sowie die Zahl der zu erhaltenden Arbeitsplätze werde in den nächsten Monaten verhandelt, hieß es bei der Treuhand. Sollte das Konzept nicht aufrechterhalten werden, müsse die Mibrag erneut ausgeschrieben werden. Das Unternehmen beschäftigt noch 16.000 Menschen. Weil der Kohleabsatz der neuen Bundesländer um 70 Prozent zurückgegangen ist, will die Mibrag 1993 weitere 5.000 Arbeitsplätze streichen und drei Tagebaue schließen.
Die Rheinbraun AG hat die Entscheidung „zur Kenntnis genommen“, wie es dort gestern hieß. Inzwischen habe man auch ein Konzept an die Treuhand geschickt, das Investitionen von knapp zehn Milliarden DM und 15.000 Arbeitsplätze für beide Reviere, Laubag und Mibrag zusammen, vorsehe.
Die endgültige Entscheidung über die Privatisierung der ostdeutschen Braunkohle- und Stromwirtschaft soll Mitte des Jahres fallen.
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