: Journalist ermordet
■ Tödliche Bombe in Ankara gegen Kolumnisten von „Cumhuriyet“
Istanbul (taz) – Der Journalist der renommierten türkischen Tageszeitung Cumhuriyet, Ugur Mumcu, ist gestern mittag vor seiner Wohnung im Zentrum Ankaras ermordet worden. Zahlreiche Augenzeugen beobachteten, wie eine Bombe Mumcus PKW auseinanderriß, als er im Begriff war loszufahren. Von den Tätern fehlt bislang jede Spur. Eine unbekannte Gruppe namens „Islamische Befreiungsorganisation“ übernahm in einem Telefonanruf die Verantwortung für das Attentat.
Der politische Mord an dem bekannten Journalisten hat in der türkischen Hauptstadt Entsetzen ausgelöst. Der stellvertretende Ministerpräsident und Sozialdemokrat Erdal Inönü und der türkische Außenminister Hikmet Cetin, die zu den politischen Freunden des Kolumnisten zählen, begaben sich nach Bekanntwerden des Attentats unverzüglich zum Tatort.
Der 50jährige Mumcu hatte sich im Laufe seiner steilen journalistischen Karriere viele Feinde gemacht. Er recherchierte und veröffentlichte über illegale Aktivitäten des türkischen Geheimdienstes, Korruptionsaffären und Beziehungen türkischer Politiker zur Mafia. Seine Recherchen über die politischen Hintergründe des Papstattentäters Mehmet Ali Agca, der ein Militanter der faschistischen „Grauen Wölfe“ war, erregten internationales Aufsehen. Er veröffentlichte Bücher über das Papstattentat, über „Waffenschmuggel und Terrorismus“ und die illegal in der Türkei wirkende islamistische Organisation „Rabita“. Der überzeugte Laizist war zudem ein erklärter Gegner radikaler islamistischer Bewegungen.
Seine Kolumnen, die seit 1975 täglich in Cumhuriyet erschienen, gehörten zu den meistgelesenen Artikeln in der türkischen Presse. Nach der Militärintervention von 1971 wurde Mumcu als „Linker“ zu sieben Jahren Gefängnis verurteilt, konnte dann aber in der Revision das Urteil kassieren lassen. Sein nationalistisch motivierter „Antiimperialismus“, mit dem er die Doktrin des Nationalstaatsgründers Mustafa Kemal verteidigte, brachte ihm auch die Feindschaft der kurdischen Guerilla PKK (Arbeiterpartei Kurdistans) ein. Ömer Erzeren
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