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Sonne im Herzen der Lüftungsklappe

■ In Vegesacks Kito geht die Kunst mit der anheimelnden Architektur eine idyllische Beziehung ein

Wenn die Sonne durch die Fachwerkfenster der Kito-Art- Galerie im Vegesacker Kulturzentrum Kito fällt, dann entsteht eine so idyllische Ruhe in dem großen niedrigen Ausstellungsraum mit den dicken hölzernen Dach- und Stützbalken, daß man sich in einer noblen Bauernscheune wähnen kann und nur noch die obligatorische Schwalbe fehlt. Eine Lüftungsklappe, bevorzugter Ort für den Schwalben-Nestbau, gibt es jedenfalls, original Fundstück, mit einer nachträglich eingesetzten roten Glasscheibe.

Stefan Pfeifer, der zur Zeit mit der Malerei von Monika Schlerkmann seine Objekte in der Kito-Art-Galerie zeigt, ist verantwortlich dafür, daß der hölzerne Galeriesaal mehr denn je etwas Festlich-Bäuerliches ausstrahlt. Die Holzteile, mit denen er arbeitet — Kistendeckel, Balken, Blöcke — sind alle so abgenutzt und schon ganz weiß geworden, als hätten sie jahrzehnte-, jahrhundertelang ihre Aufgabe als Arbeitsgerät erfüllt. Bevor sie schließlich zum Kunstwerk werden durften.

Stefan Pfeifer zeichnet seine Holzfundstücke aus: mit farbigen Gläsern, die er ihnen einsetzt oder glänzendem Kupfer. Mit indianerschmuckfarbenen Holzintarsien oder mit einem eingespannten buntgebatikten Stoff. Eine Metalleiter hat er mit Gips ausgefüllt und verziert mit knallbunten Federchen (wo sind die Küken?). Eine Farbigkeit durchflimmert so den sanft holzfarbenen Raum, als bräche sich das Licht durch versteckte Prismen.

Stefan Pfeifer

Monika Schlerkmann zeigt große und kleine Collagen aus leinwandfarbener Leinwand, weichem Papier und Pappen, die dick mit beigen Farbschichten übermalt und übereinandergetackert sind. Auf manchen sind braune Kritzelein zu sehen, die ein Kind mit Buntstiften hinter

lassen haben könnte.

Die Sanftheit ihrer Collagen ergänzt sich erstaunlich mit den ruhigen Holzarbeiten von Pfeifer und der ungewöhnlichen Ausstellungsräumlichkeit, so daß die Ausstellung in der Kito- Art-Galerie im angenehmsten Sinne „schön“ genannt werden kann.

Beide KünstlerInnen arbeiten seit 1987 in Bremer Ateliergemeinschaften und haben schon mehrere Gruppen- und Einzelausstellungen gezeigt. Ulla Deetz, seit zwei Jahren die engagierte Galeristin von Kito- Art, hat die Gemeinschaftsausstellung von Pfeifer und Schlerkmann organisiert. Sie vertritt die Abteilung Bildende Kunst im Kulturzentrum Kito und hat in allen ihren Ausstellungen immer darauf bestanden, daß die KünstlerInnen den Ausstellungsraum in ihre Konzeption mit einbeziehen.

Die Ausstellungen werden meistens mit Gesang, Tanz und Musik eröffnet: „Du darfst nicht vergessen, wir sind hier in Vegesack, das ist für die meisten Bremer ganz weit draußen.“ Trotzdem ist Kito-Art bisher immer ein Ort zeitgenössischer bremischer und internationaler Bildender Kunst gewesen, von dem wichtige Impulse für die Bremer Kunstszene ausgegangen sind. Die weitere Zukunft der Galerie im Kito ist leider noch ungesichert. Ulla Deetz' (ABM-) Stelle läuft im April aus, eine Änderung des Galerie-Konzeptes in Richtung Kunsthandwerk steht möglicherweise an. Cornelia Kurth

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