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Maulkorb für Hotelplaner

■ Gericht untersagt Pressekonferenz der Investoren / Konkurrenz will Unter den Linden eigenes Projekt bauen

Mitte. Lange Gesichter machten gestern die Firmenvertreter der schwedisch-deutschen Unternehmensgruppe Stora/Eder sowie des amerikanischen Hotelriesen Ritz-Carlton. Auf der von ihnen angekündigten Pressekonferenz zum Hotelbauvorhaben Straße Unter den Linden/Ecke Friedrichstraße flatterte ihnen ein Beschluß des Landgerichts auf den Tisch, der just die Pressekonferenz verpatzte: Den Ritz-Carlton-Investoren und Projektbeteiligten, so der richterliche Vorentscheid, den die „Interhotel GmbH“ erwirkte, „wird auf dem Wege der einstweiligen Verfügung untersagt, für das Grundstück Unter den Linden/ Friedrichstraße ein Hotelbauvorhaben vorzustellen oder anzukündigen“. Zuwiderhandlungen würden mit einer Geldbuße oder Ordnungshaft bestraft. Der „Anschlag auf die Pressefreiheit und Demokratie“, so Claus Heuchemer, Sprecher der Grundstücks-Alteigentümer und Investoren, sei ein „Salto mortale“ des Mitkonkurrenten um das Grundstück, der Interhotel GmbH, die sich nicht aus dem Gespräch bringen wolle.

Der Anlaß zu dieser Investoren- Posse ist das Gezänk um das Grundstück und das Bauvorhaben auf dem Areal des „Hotel Unter den Linden“. Für den Standort hatte die Interhotel das Konzept für einen Hotelneubau vorgelegt, obwohl die Eigentumsfrage nicht geklärt ist und laut Claus Heuchemer das Grundstück mit „Restitutionsansprüchen belastet“ ist. Die Stora/Eder/Carlton-Gruppe vertritt nach eigenen Angaben rund 70 Prozent der Alteigentümer-Ansprüche. „Mit großen Anstrengungen“, wie Architekt Christoph Langhof versicherte, wurde von der Ritz-Carlton-Gruppe nach dem Investitionsvorranggesetz ein Planungsverfahren ausgelöst, bei dem die Alteigentümer, wollen sie auch zum Zuge kommen, ein annähernd gleichwertiges Verfahren nachweisen müssen. Am 20. Januar wurde das Verfahren bei der Senatsbauverwaltung zeitgerecht eingereicht. „Die Absicht war, daß um die beste Lösung gestritten werden sollte“, sagte Horst Schulze, Präsident der Ritz-Carlton-Company. Das „Projekt von Weltklasse“ könnte noch 1994 begonnen werden.

Das Bauvorhaben für rund 400 Millionen Mark unterscheidet sich von dem der „Interhotel GmbH“ dadurch, daß neben dem Hotel auch Geschäfte, Büros und ein Varieté entstehen sollen. Peter Schwenkow, „Wintergarten“-Betreiber, plant an diesem „traditionsreichen Ort“ eine „Neue Scala“ für 600 Besucher.

Ob ein Hotel oder das „Mischkonzept“ (Langhof) entstehen dürfen, werden die Investoren wohl vor Gericht ausmachen müssen. Werner Martin, Geschäftsführer der Interhotel, bestritt gegenüber der taz nicht nur die Restitutionsansprüche der Stora/Eder- Gruppe, sondern unterstellte deren Vertretern, geltendes Baurecht zu brechen. Die Ansprüche der Alteigentümer seien abgegolten und ein Anbau an das bestehende Gebäude „unmöglich“. Zudem habe sich die Interhotel zu dem Mittel des Rechtsschutzes entschlossen, weil die Stora/Eder/ Carlton-Truppe die Pressekonferenz direkt vor ihrem Hauseingang abhalten wollte. „Es ist den Gästen nicht zuzumuten, die Koffer durch den Hintereingang ins Hotel zu schleppen.“ Rolf Lautenschläger

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